1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... Gelegenheit Klaras Mutter genauer zu betrachten. Sie stand in gutem Licht, mehr oder weniger direkt vor mir, und wussten nichts davon.
    
    Klara war ihre Tochter, das ließ sich nicht abstreiten. Auch wenn sie dementsprechend älter als Klara war, sah sie noch sehr gut aus. Wahrscheinlich hatte sie in ihrem Leben nicht viel gearbeitet, jedenfalls nicht körperlich. So hatte sich ihr Körper in die Gegenwart gerettet, ohne große Einbuße hinnehmen zu müssen. Wenn man sie genauer betrachtet, sah sie sogar noch sehr gut aus. Ließ man also ihren Charakter einmal beiseite, und nahm nur das, was man sah, war sie durchaus attraktiv. Sicher, sie hatte in ihrem Gesicht bereits einige Fältchen, aber die waren nicht sehr tief und gaben ihr einen gewissen Touch, der durchaus als angenehm bezeichnet werden konnte. Alles in allem musste ihr Mann zufrieden mit ihr sein. Ob er mit ihr glücklich war, das stand auf einem anderen Blatt Papier. So wie es aber aussah, ergänzten sie sich gut. Beide hatten dasselbe Interesse. Geld und die sich daraus ergebende Macht, wobei ich den Eindruck hatte, dass es in erster Linie um das Geld ging. Etwas was ich mir für mich nicht vorstellen konnte. Jeden Taler zweimal umdrehen, obwohl man genug davon hatte, entsprach nicht meinem Naturell. Nichts gegen den Notgroschen oder von mir aus auch mehr, aber sollte es mal mit einem zu Ende gehen, konnte man es nicht mitnehmen. Besser man gab es vorher aus, solange man noch etwas davon hatte.
    
    Noch einmal dreht Klaras ...
    ... Mutter die Flasche herum und ich war wieder einmal froh, dass ich daran gedacht hatte, das Etikett vorher abzumachen. Es hätte alle mehr als gewundert, wenn sie die Schrift gelesen hätten.
    
    Zum Schluss stellte sie das Fläschchen wieder so hin, wie es zuvor gestanden hatte. Dazu rückt sie es mehrmals hin und her und kontrollierte zum Schluss, ob es wirklich richtig stand. Mit einem zufriedenen Lächeln stand sie noch einen Moment vor dem Spiegel und kontrollierte dabei ihr Äußeres. Sie griff dabei an ihre Brüste, rückte sie soweit zurecht, bis sie meinte, dass alles in Ordnung war. Ein wirklich seltsamer Anblick für mich, immerhin stand sie keinen Meter vorn mir entfernt. Gut, das sie mich nicht sehen konnte.
    
    Dann sprach sie mit sich selber.
    
    "Was würde ich dafür geben, ebenfalls einen solchen Duft zu bekommen. Keine der anderen Damen der Gesellschaft hat so etwas und ausgerechnet meine Tochter bekommt so etwas. Das ist nicht gerecht, ich hätte es verdient, aber mein Mann ist einfach nicht in der Lage mir so etwas zu besorgen. Es muss doch eine Möglichkeit geben, es zu bekommen. Herr Christoph hat es schließlich auch geschafft. Ob es wohl zu aufdringlich von mir wäre, ihn danach zu fragen?"
    
    Klaras Mutter machte ein so nachdenkliches Gesicht, das ich mir das Lachen verkneifen musste. Es sah einfach zu komisch aus. Dabei kam mir in den Sinn, dass ich noch die beiden anderen Flaschen hatte. Der schwere, süße Duft würde ihr besser stehen als Klara. Davon war ich überzeugt. ...
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