1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... sie an der Flasche roch. So wie es aussah, lag ich mit meiner Vermutung recht. Der Duft gefiel ihr, denn als ich meine Hand zurückziehen wollte, hielt sie meinen Arm auf einmal fest und nahm noch einmal das Aroma in sich auf.
    
    "Findet ihr wirklich, dass ich eine attraktive Frau bin? Immerhin bin ich nur eine einfache Hausfrau!"
    
    Während sie das sagte, ließ sie mich los, legte ihre Hände in die Rundungen ihrer Taille und drehte sich in der Hüfte mehrmals hin und her.
    
    Klaras Mutter untertrieb maßlos, aber es passte zu dem Spiel, das wir gerade spielten.
    
    "Außerdem bin ich doch viel zu alt, als das ihr mich für ansprechend halten würdet. Immerhin interessiert ihr euch für meine Tochter, da kann ich wohl kaum mithalten!"
    
    Während sie das sagte, senkte sie ihren Kopf etwas ab und sah mich sozusagen von noch weiter unten an. Ein Blick, dessen Wirkung sie sich durchaus bewusst war. Vielleicht benutzte sie ihn immer, wenn sie von ihrem Mann etwas haben wollte. Sozusagen als eine zusätzliche Waffe, um ihn zu überreden. Besonders dann, wenn er die entsprechende Ausgabe nicht tätigen wollte.
    
    Um ehrlich zu sein, wirkte es auf mich. Auch wenn ich wusste, was sie wollte, war es ein Anblick, dem ich mich kaum entziehen konnte.
    
    "Das würde ich so nicht sagen!", meinte ich und lächelte sie an, "jedes Alter hat seine Vorzüge. Die Jugend die Unschuld, das Alter die Erfahrung. Welches schwerer wiegt, kann und will ich nicht entscheiden!"
    
    Für Klaras Mutter waren meine Worte ...
    ... Balsam auf die Seele und ließ sie immer weiter auf dem Weg zu ihrem Ziel schweben. Dabei kam es ihr sehr gelegen, wie ich reagierte. Alles passte besser, als sie es sich jemals gedacht hätte.
    
    "Meint ihr wirklich, dass das Parfüm zu mir passen würde?", fragte sie mehr spielerisch, "ich könnte es ja einmal auflegen, und ihr entscheidet, ob es meiner entspricht!"
    
    Ich reichte ihr wortlos die Flasche und sie entnahm einen Tropfen auf ihren Finger. Diesen rieb sie auf ihr Handgelenk, wedelte damit einmal durch die Luft und roch selber daran.
    
    "Ich finde, es passt zu mir, was meint ihr?"
    
    Jetzt hielt sie mir ihr Handgelenk hin und ich beugte mich etwas vor, um daran zu riechen.
    
    Man konnte sagen, was man wollte, es passte tatsächlich zu ihr. Dafür brauchte ich nicht einmal lügen. Genauso wie ich es mir gedacht hatte. Genau das sagte ich ihr auch, als sie ihr Handgelenk zurückgezogen hatte.
    
    "Also ich muss wirklich sagen, es steht euch sehr. Man könnte meinen, dass es für euch und nur für euch, kreiert worden wäre. Als der Parfümeur es komponiert hat, muss er an eine Frau wie euch gedacht haben!"
    
    Viel dicker konnte ich schon nicht mehr auftragen, aber meine Worte schienen Elisabeth sehr gut zu gefallen. Ich gewann den Eindruck, als wenn sie von Minute zu Minute wuchs.
    
    Jetzt erwartete ich den Angriff von ihrer Seite aus. Den Aufschlag hatte ich ihr in die Hand gegeben, sie musste ihn nur noch ausführen. Genauso kam es auch, sogar noch schneller, als ich gerechnet ...
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