1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... habe ich aber schon so viel gegessen, dass ich befürchte, dass ich platzen werde, wenn ich es noch zu mir nehme. Wir wollen es aber nicht verkommen lassen. Bitte esst ihr es!"
    
    Klara war von dieser Antwort nicht sonderlich erbaut. Man konnte ihr ihre Enttäuschung gut ansehen. Sie verzog kurzweilig ihr Gesicht und legte das Stück wieder zurück.
    
    "Ich würde ja zu gerne, leider vertrage ich keinen Fisch. Dann probiert wenigstens dieses Stück!", meinte ich und griff zu einem anderen Stück, was mir Marie ebenfalls negativ angezeigt hatte.
    
    "Oh danke!", entgegnete mir Klara, "ich kann leider nicht mehr. Eine Frau sollte auf ihrer Figur achten, damit die Männer sie begehren. Wenn ich zu sehr auseinandergehe, werdet ihr mich nicht mehr mögen und euch einer anderen zuwenden!"
    
    Innerlich musste an die beiden im Keller denken. Dabei fragte ich mich, ob sie ebenfalls ein solches Abendessen bekommen hatten. Die Wahrscheinlichkeit war hoch. Vielleicht war es auch der Grund, warum Klaras Eltern nicht da waren. Sie würden zurückkommen mit der Hoffnung, dass eine dritte Kiste gebraucht wurde. Aber diese Erwartung wollte ich ihnen nicht erfüllen.
    
    Stattdessen schenkte ich Klara ihr Glas nach, welches sie bereits ausgetrunken hatte. Sonst hatte sie sich zurückgehalten, aber heute trank sie mehr. Vielleicht weil sie nervös war und diese überspielen wollte oder aus Ärger daraus, dass es einfach nicht klappen wollte.
    
    Mir war es Recht. Sollte sie sich doch im Alkohol ...
    ... verlieren.
    
    Also saßen wir uns gegenüber und rieben uns die Bäuche, die gar nicht so übermäßig gefüllt waren. Marie stand währenddessen weiterhin hinter Klara und sah zufrieden und entspannt aus. Trotzdem beobachtete sie uns genau und ich war froh darüber, dass ich mich auf vier Augen verlassen konnte.
    
    Ich ließ mir von Klara berichten, wie sie unser zukünftiges Heim eingerichtet hatte, dabei versuchte ich sie immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen, was mir auch öfters gelang. Dabei verstrickte sie sich mehrmals in Widersprüche, ohne es zu merken. Besonders mit den Farben an den Wänden kam sie durcheinander. Das war sicher nicht die Auswirkung des Alkohols, denn später variierte die Anzahl der Kinderzimmer. Mal waren es drei, mal vier. Dabei ließ ich mir nicht anmerken, dass es mir seltsam vorkam. Ich nahm es einfach hin und legte es in einem bestimmten Ordner ab, den ich im Gehirn abspeicherte.
    
    "So viele Kinder wünscht du dir also?", kam es von mir und man konnte sehen, wie Klaras Gesicht etwas mehr Farbe bekam. Sie war trotz allem etwas verlegen, was ich an ihr nur selten sah. Hier waren es wohl doch die Auswirkungen des Alkohols.
    
    "Dann müssen wir ja bald damit anfangen, welche zu zeugen. Wir werden auch nicht jünger und uns läuft die Zeit davon. Immerhin willst du ja nicht nur eines haben. Ich hoffe nur, dass ich das noch schaffen werde!"
    
    Klara sah mich an und grinste. "Ach, natürlich werdet ihr das noch schaffen. Wir haben doch gesehen, dass es geht. So alt seit ihr doch ...
«12...199200201...209»