1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... Tagesdecke, die ebenfalls aus Brokat gefertigt worden war. Zumindest ging ich davon aus. Als weitere Möbel waren ein Sekretär, ein zierlicher Schreibtisch und Schminktisch vorhanden, vor denen die entsprechenden Stühle standen. Bis auf die Rekamiere, war sonst kein weiteres Möbel vorhanden. Alles in allem eine recht karge Ausstattung, die aber sicher sehr teuer gewesen war.
    
    "Gefällt euch, was ihr seht?", fragte Klara mit einer Stimme, die wirklich Interesse ausdrückte.
    
    "Ja!", meinte ich, "bei dir lässt es ich wohnen. Hast du gar keine Angst, dass ich dich beim Schlafen anschaue oder wenn du dich umziehst?"
    
    Klara sah einen Moment in meine Richtung und dann zu ihrem Bett. Meinte aber: "Erstens ziehe ich mich hier nicht um, dafür habe ich natürlich ein anderes Zimmer und zweitens werde ich einen Sichtschutz vor das Bett stellen. So könnt ihr mich nicht sehen, aber ich kann mich immer noch mit euch unterhalten. Vielleicht lasse ich den Sichtschutz auch weg. Was soll mir schon passieren. Wenn ihr euch nicht so verhaltet, wie ich es möchte, brauche ich nur etwas Hartes in eure Richtung zu werfen und ihr seid Geschichte! Oder ich lasse euch in eine Abstellkammer bringen, dann könnt ihr sehr lange eine Wand anschauen!"
    
    Bei dieser Antwort grinste sie mich allerdings so belustigt an, dass man sofort erkennen konnte, dass sie es nicht vorhatte. Das bestätigte sie auch gleich.
    
    "Das werde ich natürlich nicht tun. Es reicht ja, ein Tuch vorzuhängen. Dann könnt ihr mich ...
    ... nicht mehr sehen, aber noch hören!"
    
    Da hatte sie natürlich recht und ich musste wirklich höllisch aufpassen, sie nicht zu verärgern. Nur miteinander sprechen würde ich auf die Dauer langweilig finden.
    
    "Sagt einmal Mann im Spiegel, habt ihr auch einen Namen? Ihr kennt den meinen, also sehe ich es als gerecht an, wenn ich euren genannt bekomme!"
    
    Gleiches Recht für alle, warum sollte sie meinen Namen nicht bekommen, es war schließlich kein Geheimnis.
    
    "Christoph!", antwortete ich ihr, während sie in etwa in meine Richtung sah.
    
    "Christoph!", wiederholte sie ihn, als wenn sie es brauchte, um ihn sich zu merken.
    
    "Ein schöner Name finde ich. Er passt irgendwie zu euch. Dabei kann ich nicht sagen, warum!"
    
    Ich musste grinsen, denn auch ihr Name passte irgendwie zu ihr.
    
    "Danke dir! Dein Name passt ebenfalls zu dir!"
    
    "Findet ihr? Ich fand immer, dass er nicht zu mir passt. Er ist einfach zu kurz. Ich hätte mir etwas Längeres gewünscht. Klara klingt so einfach! Trotzdem danke für eure Liebenswürdigkeit!"
    
    Ich nickte einmal wegen des Dankes, obwohl ich mir bewusst war, dass sie es gar nicht sehen konnte.
    
    "Ich muss noch einmal weg. Wenn ich wieder da bin, würde ich mich gerne weiter mit euch unterhalten!", sagte sie auf einmal und stand dabei auf. Sie glättete den Stoff ihres Kleides, überprüfte den Sitz im Spiegel und war mit anscheinende mit dem zufrieden, was sie sah. Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Dann nickte sie mir noch einmal zu und drehte ...
«12...373839...209»