1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... wirklich wahrzunehmen. Er stand auf und kaum hatte ich mich versehen, war er aus der Stube gegangen. Ich ging ihm langsam hinterher und hörte nur noch aus dem Schlafzimmer ein knirschendes Geräusch. Dann war wieder Stille.
    
    Das Geräusch war mir inzwischen bekannt. Als ich mit schnellen Schritten in das Schlafzimmer kam, war er nicht mehr da. Ich brauchte mir nicht viele Gedanken darüber machen, was wohl geschehen war. Auch wusste ich, dass er nicht wieder zurückkommen würde oder gar konnte. Hatte er doch gesagt, dass man nicht unbegrenzt oft herüber konnte. Leider hatte er nicht gesagt, wie oft. Das hatte ich vergessen zu fragen.
    
    Nachdenklich sah ich mir den Spiegel an und konnte an einer Stelle des Rahmens etwas Seltsames entdecken. Das kleine Stück Blattgold, was zuvor noch als Rest auf dem Rahmen gewesen war, war vollkommen verschwunden. Das Holz trat an der Stelle hervor und ließ den Rahmen etwas schäbig erscheinen. Gedankenversunken ging ich in den Keller und holte etwas um es zu reparieren. Als ich zurückkam, stellte ich fest, dass es jetzt funktionierte. Vorher hatte es nicht geklappt.
    
    Für einen Moment ging ich wieder in die Küche, kochte mir eine Tasse Kaffee und setzte mich damit nachdenklich an den Tisch. Viel war es nicht gewesen, was er erzählt hatte und es brachte mich auch nicht unbedingt weiter, aber immerhin war es eine Information gewesen, die ich zuvor nicht gehabt hatte.
    
    Kaum hatte ich die Tasse geleert, stand ich wieder auf und ging ins ...
    ... Schlafzimmer zurück. Wenn Werner durch den Spiegel gegangen war, musste er jetzt dort in der Welt sein. Dann konnte ich doch Klara fragen, ob sie ihn kannte. Wenn er dort war, konnte ich mich doch mit ihm unterhalten und er würde mir mehr Auskünfte geben können.
    
    Zuerst musste ich aber auf Klara warten. Da mir die Zeit aber lang wurde, setzte ich mich auf mein Bett. Ließ meinen Oberkörper zurücksinken und kam in eine halb liegende Position, in der ich es gut aushalten konnte. Es war so angenehm, dass ich leicht einnickte und nicht mitbekam, dass auf der anderen Seite mehr Licht angemacht wurde. Klara war zurückgekommen und stand vor dem Glas.
    
    "Christoph?", kam wie immer ihre Frage und ich erwachte sofort aus meinem Schlummer. Einmal wischte ich mir den Schlaf aus den Augen und sah in ihrer Richtung.
    
    "Entschuldige! Ich bin etwas eingeschlafen. Na, wie ist es dir ergangen?"
    
    "Überhaupt nicht gut. Ich habe mich mehr als geärgert. Der Schneider ist ein Rindvieh. Er hat alles viel zu weit geschnitten. Jetzt hängt das Kleid wie ein nasser Sack an mir. Er hat doch tatsächlich behauptet, dass ich abgenommen hätte. Als wenn ich jemals wie eine Presswurst ausgesehen hätte. Also wirklich. Der Schneider hat sein Handwerk nicht im Griff. Ich sollte ihn in den Schuldturm werfen lassen!"
    
    Wow, Klara war wirklich auf hundertachtzig. So hatte ich sie noch nicht gesehen und es war nicht abzusehen, wann sie wieder auf den Boden zurückkommen würde. Trotzdem fand ich sie in ihrer Wut ...
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