1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... verankerte die Haken.
    
    Zufrieden mit meinem Ergebnis ging ich zu meinem Nachbarn herüber, der mir des Öfteren behilflich war, wenn es schwere Möbel zu schleppen gab. Dafür bekam er öfters, wenn ich im Garten grillte, etwas ab. Zumeist kaufte ich unaufgefordert für ihn mit ein, denn er konnte bei einem guten Essen nicht Nein sagen. Das sah man seiner Figur auch an, trotzdem war es kräftig gebaut, was für mich von Vorteil war.
    
    Da er gerade nichts zu tun hatte, kam er gleich mit und stand wenig später im Keller vor dem Spiegel.
    
    "Wow!", sagte er und grinste mich an, "was für ein Ding. Sieht fast neu aus. Hast dich wieder übertroffen bei der Restaurierung. Und du bist dir sicher, dass du ihn im Schlafzimmer aufhängen willst? Ist ein ganz schönes Ungetüm und passt nicht zu deiner sonstigen Einrichtung. Was willst du eigentlich damit?"
    
    "Hmmm", meinte ich und fragte mich insgemein, was es ihn anging, "im Allgemeinen betrachtete man sich in einem Spiegel!", antwortete ich ihm, was ihn zum Grinsen brachte. Was er in diesem Moment dachte, konnte ich nicht sagen, aber anhand des Gesichtsausdrucks konnte ich es mir denken.
    
    "Er soll an die Wand, nicht an die Decke!", meinte ich trocken und er musste lachen, als er merkte, dass ich seine Gedanken erfasst hatte.
    
    Noch lachend packte er mit an und wir wuppten den Spiegel in mein Schlafzimmer. Nur wenige Augenblicke später hing er an der Wand. Noch eine kleine Korrektur und er hing, wie er sollte.
    
    Dann betrachtete ich mein ...
    ... Werk und musste zugeben, dass er eigentlich nicht passte. Zu groß und der Stil war vollkommen anders, als der Rest im Zimmer. Doch es störte mich immer weniger, je länger ich es betrachtete. Vielleicht war gerade dieser Gegensatz, was dem ganzen die Krone aufsetzte.
    
    Ich war von dem Anblick so fasziniert, dass ich nur im Hintergrund mitbekam, wie mich mein Nachbar grinsen von der Seite ansah, zu lachen begann und sich zurückzog. Er fand die Tür von alleine.
    
    Ich konnte nicht sagen, was mich an dem Spiegel faszinierte. Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete ihn noch eine ganze Weile. Dabei gab es nichts anderes zu sehen, als mich selber und einen Teil des Schlafzimmers, welches um einiges größer erschien.
    
    Fast zwei Meter hoch hing er bis zum Boden herunter und ich konnte mich darin im ganzen Betrachten. Eine Sache, die ich lange nicht mehr gemacht hatte. Vorher hatte ich keinen so großen Spiegel gehabt. Also stand ich auf und drehte mich vor ihm ein paar Mal hin und her. Dabei fand ich, dass ich noch recht gut in Schuss war. Gut, der Bauch hätte kleiner sein können, doch sonst hatte ich wenig auszusetzen. Also nickte ich in Richtung meines Ichs, was mir ebenfalls entgegennickte. Was hatte ich erwartet. Dabei kam bei mir die Frage hoch, wie viele Menschen schon vor diesem Spiegel gestanden und sich betrachtet hatten. Sicher eine ganze Menge.
    
    Nur schwer konnte ich mich von dem Anblick trennen, wobei es nicht darum ging, mich selber zu sehen. Es war einfach die ...
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