Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... gute Gesundheit hatte.
Klara lächelte ihn dabei an und sah auf einmal zu mir herüber. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf und ich wusste nicht, was ich davon zu halten hatte. War es möglich, dass sie mich im Fieberwahn doch gesehen hatte. Ihre Augen waren teilweise offen gewesen. Wenn es so war, konnte es natürlich sein, dass sie es behalten hatte. Wenn das so war, wie sehr glaubte sie, dass es Realität gewesen war. Ich wusste es nicht. Immerhin hatte sie mir gegenüber nichts erwähnt. Eigentlich ein gutes Zeichen dafür, dass sie nichts wusste. Aber bei ihr war ich mir da nicht sicher. Sie war anders, vielen Dingen aufgeschlossener gegenüber. Wenn es nicht so gewesen wäre, würde ich jetzt nicht in ihrem Schlafzimmer hängen.
Kaum waren der Doktor wieder gegangen sah Klara wieder zu mir. Sie schaute mich seltsam an und schien zu überlegen. Dabei wusste ich wirklich nicht, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging. Ihr brannte etwas auf der Seele, wollte es aber anscheinend nicht aussprechen oder gar danach fragen. Von daher behielt sie es für sich und bohrte nicht mehr weiter.
Später stand sie das erste Mal wieder richtig auf. Dabei musste ich in mich hinein lachen, denn das Erste, worauf sie ihr Augenmerk richtete, waren ihre Haare. So wie sie aussah, wollte und konnte sie nicht bleiben. Sie ging kurz aus dem Zimmer, kam aber schon bald wieder. Sie fluchte vor sich hin, und ich konnte nur einzelne Worte verstehen. Soweit ich mir das zusammenreimen konnte, war ...
... Marie wohl noch krank und konnte ihr dabei nicht helfen. Jemanden anderes gab es wohl nicht der ihren Ansprüchen genügte. Also setzte sie sich an ihren Schminktisch, den ich leider nicht sehen konnte und versuchte zu retten, was zu retten war. Nicht viel, wie ich später sah, aber schon besser als zuvor. Ihre Haare sahen jedenfalls nicht mehr so aus, wie nach einer Explosion. Schade eigentlich, denn irgendwie hatte es niedlich ausgesehen. Ich mochte es strubbelig Klara eher streng, was ihr ein älteres und würdevolleres Aussehen gab. Damit hatte sie sicher recht.
Minuten später stand sie vor mir und betrachtet ihr Spiegelbild. "Und? Wie sehe ich aus?"
"Gut wie immer!", meinte ich gedankenlos und das wurde mir zum Verhängnis.
"Ihr seid sehr freundlich, leider lügt ihr. Ich sehe alles andere als gut aus. Gut ist außerdem nicht gut genug. Gut kann jeder aussehen. Ich will aber mehr. Wer mich sieht, soll von mir beeindruckt sein. Man soll sagen, dass ich einzigartig bin. Eine Schönheit!"
Ich sah sie etwas verdattert an, so hatte ich sie noch nicht sprechen hören. Doch es löste sich in Wohlgefallen auf, als Klara über sich selber lachte.
"Hätte Mutter sein können, die so spricht. Sie kann einfach nicht verstehen, dass sie älter wird und nichts dagegen tun kann. Sie wäre gerne wieder so jung wie ich. Aber das kann sie sich selbst für alles Geld der Welt nicht kaufen, höchstens kaschieren. Die Puderschicht, die sie inzwischen aufträgt, bekommt sie abends nur noch schwer ...