Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... herunter. Ich glaube, dass es das Schlimmste für sie ist, dass sie bei vollem Bewusstsein verwelkt!"
Oh ja, das kannte ich. In Zeiten von Bildbearbeitungsprogrammen war es gang und gäbe, sich zu verjüngen. Leider nur auf dem Papier. 70 jährige sahen auf einmal wieder aus, wie gerade geschlüpft. In würde alt zu werden, war nicht modern. Seltsam, wie sich dieselben Probleme wiederholten.
"Ich werde mal sehen, wie es Marie geht. Ich komme aber bald wieder, denn ich fühle mich noch etwas wackelig auf den Beinen. Allerdings frage ich mich, ob ich mich nicht wieder bei Marie anstecken kann. Was meint ihr?"
Ich wusste nicht, wie sie darauf kam, dass ich darauf eine Antwort wüsste. Wenn Marie denselben Virus gehabt hatte wie Klara, dann nahm ich an, dass es nicht gehen würde. Sie hatte sicher Antikörper dagegen gebildet. So konnte ich es ihr aber nicht sagen.
"Ich denke, dass du es wagen kannst. Du bist bei guter Gesundheit und die Krankheit macht sicher einen Bogen um dich herum. Du bist schließlich stärker gewesen als sie!"
Klara nickte einmal und ging aus dem Zimmer. Zeit für mich, mich etwas auszuruhen. Immerhin war ich schon seit Stunden dabei vorzulesen und Klara zu unterhalten. Anstrengender als ich jemals gedacht hätte.
Klara blieb länger weg, als ich gedacht hatte. Sie kam erst drei Stunden später wieder. Sie kam mit einem nachdenklichen Gesicht zurück und ich fragte mich, was sie bewegte. Sie hielt ihren Kopf gesenkt und ging zu ihrem Bett. Kurz davor ...
... blieb sie allerdings stehen und bückte sich tief herunter. Sie griff unter das Bett und hob anscheinend etwas auf. Das besah sie sich und legte es auf die Nachttischkonsole. Leider konnte ich von hieraus nicht sehen, was es war. Danach fragen wollte ich nicht, auch wenn ich noch so neugierig war.
Klara setzte sich auf ihr Bett und sah mich durchdringen an.
"Marie geht es wesentlich schlechter als mir. Sie scheint zwar über den Berg zu sein, aber es wird noch dauern, bis sie wieder die Alte ist. Es nimmt sie sehr mit. Ich kann nur für sie hoffen. Wirklich erstaunlich, dass ich es besser überstanden habe. Glück muss man eben auch einmal haben. Was mich allerdings am meisten ärgert, ist mein zukünftiger Gatte. Er wollte mich besuchen, aber als er hörte, dass ich schwer krank war, ist er sofort wieder gegangen. Er wollte nicht einmal nach mir sehen. Da kann man mal sehen, wie lieb er mich hat. Er ist nicht nur hässlich, sondern auch noch feige. Womit habe ich das nur verdient. Ich glaube, ohne euch würde ich das nicht überleben. Dabei könnte ich mich nicht einmal aus dem Fenster stürzen. Erdgeschoss! Mehr als eine Beule würde ich mir nicht holen!"
Klara hatte ihren Humor wieder erlangt, denn sie grinste nach dem letzten Satz.
Später zog sie sich wieder aus, denn wie sie schon gesagt hatte, war sie noch ein wenige wackelig auf den Beinen. Ohne sich vor mir zu genieren, stand sie splitternackt da und zog sich ihr Nachtkleid an. Dabei war es ein so natürlicher Vorgang, dass ...