1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... benimm dich dementsprechend. Wenn dein Bräutigam erfährt, dass du Herrenbesuch hast, können wir die Hochzeit abblasen. Glaube nicht, dass dich das jetzt retten wird. Wir werden dafür sorgen, dass hier niemand außer uns hereinkommt!"
    
    "Aber Vater, was glaubt ihr denn, was ich hier mache? Ich habe doch keinen Herrenbesuch, woher soll der denn kommen?"
    
    Während sie das sagte, sah sie grinsend zu mir und machte ein belustigtes Gesicht.
    
    "Wenn hier ein Mann wäre, hätte ich längst geschrien. Er wäre schließlich nicht zu Recht hier. Ich weiß doch was sich als Braut gehört. Was denkt ihr nur von mir!"
    
    Klaras Vater beruhigte sich nur langsam. Er kontrollierte mehrmals jedes mögliche Versteck, fand aber nichts, was ihm einen Anlass gab, an Klaras Aussage Zweifel zu haben. Trotzdem schien es ihm nicht zu schmecken. Er wusste mit der Eingebung eines Vaters, dass etwas faul war. Aber was sollte er machen. Es blieb ihm nichts anders übrig, als den Rückzug anzutreten.
    
    Noch einmal sah er sich griesgrämig um, verließ aber das Zimmer.
    
    Klara schüttelte sich vor Lachen, unterdrückte aber dabei, laut zu sein. Sie sah zu mir herüber und konnte sich kaum wieder einbekommen. Zum Schluss kam sie zu mir herüber und meinte leise: "Wir werden in Zukunft etwas leiser sein müssen. Auch ist es besser, wenn ich abschließe. Wenn mein Vater böse ist, kann er schnell gewalttätig werden!"
    
    Ich nickte ihr zu und Klara grinste mich wieder an.
    
    "Wisst ihr was ich zu gerne einmal erlebe ...
    ... möchte?"
    
    Ich schüttelte meine Kopf und wusste wirklich nicht, was sie wollte.
    
    "Ich möchte gerne, dass ihr mir eine eurer Geschichten vortragt, wenn ihr hier im Raum seid. Es muss etwas vollkommen anderes sein, wenn ich euch dabei sehen kann. Bis jetzt habe doch nur eure Stimme dabei gehört. Am besten wäre es, tief in der Nacht, dann schleichen keine Leute mit großen Ohren durch das Haus!"
    
    Ich nickte nur einmal und sie lächelte mich an.
    
    "Heute Nacht?", kam es sofort von ihr nach und ich nickte ein weiteres Mal. Bis dahin wollte ich aber noch ein wenig schlafen und mir eine entsprechende Geschichte aussuchen. Die würde ich mehrmals lesen, um sie mir einzuprägen. Den Reader konnte ich nicht mitnehmen. Daraufhin stellte ich mir den Wecker auf zwei Uhr nachts. Eine Zeit, die zu grausam für jeden war, der lieber schlief. Leider konnte ich ebenfalls nicht ruhen. Über vieles dachte ich nach, konnte keinen Schlaf finden. Als es um zwei Uhr klingelte, hatte ich den Eindruck, als wenn ich nicht eine Minute geschlafen hätte. Hatte ich auch nicht.
    
    Also stand ich auf und zog mir das Nötigste an. Kaum war das vollbracht, konnte man das bekannte Knirschen hören. Barfuß, wie ich war, tappte ich in der spärlichen Beleuchtung der kleinen Öllampe zuerst zum Schminktisch, schnappte mir den Stuhl davor und stellte ihn neben Klaras Bett. Dann setzte ich mich hin und sah sie mir an. Sie schlief fest und ich hätte sie am liebsten gar nicht geweckt. Es erschien mir als falsch sie den Armen des ...
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