Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... Rand der Matratze, hob die Mühle an und drehte so lange an ihr, bis ich genug Pfeffer auf der Wurst hatte. Dann schob sich sie mir zwischen die Zähne.
Genau das war es gewesen, was gefehlt hatte. Ein weiteres Mal verdrehte ich die Augen vor Genuss. Klara hingegen sah mich einfach nur an. Ein seltsamer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
Ich hörte auf mit kauen und aus spaßiger Laune mahlte ich auch etwas von dem Pfeffer über ihre Wurst. Sie hob das Stück an und hielt es sich unter die Nase. Tief zog sie die Luft und damit den Duft in sich hinein, der von der Wurst ausging. Dann sah sie mich wieder fast verständnislos an.
"Sagtet ihr nicht, dass ihr nicht reich seid?"
Ich nickte nur, denn ich kaute noch und wollte nicht mit vollem Mund reden.
"Wie kommt es dann, dass ihr euch so etwas leisten könnt?"
Ich wusste nicht, was sie meinte, und schluckte das Stück herunter.
"Was meinst du? Ich kann dir nicht ganz folgen. Was soll ich mir leisten können?"
Klara griff nach der Pfeffermühle, drehte an ihr und ich sah, wie der Pfeffer herausrieselte.
"Na das da. Pfeffer! Selbst wir essen es nur an hohen Feiertagen und so etwas haben wir heute nun wirklich nicht!"
So langsam wurde mir bewusst, worauf Klara hin wollte. Gewürze waren noch vor wenigen Jahrhunderten viel wert gewesen. Man sagte, dass sie teilweise mit Gold aufgewogen wurden. Gold. Alleine das Wort elektrisierte mich jetzt.
In meinem Kopf begann es zu kreisen, wirbelte hindurch und mir wurde ...
... schwindelig.
"Warte einen Moment!", sagte ich und verschwand ein weiteres Mal durch den Spiegel. Als ich zurückkam, hatte ich eine Auswahl an Gewürzen dabei. Als leidenschaftlicher Koch hatte man so etwas immer vorrätig.
Der Reihe nach legte ich sie auf das Tablett. Pfeffer in schwarz, weiß, grün und rot, Nelken und mehrere Muskatnüsse.
Klara sah erst die Gewürze an, dann mich und wieder zurück, nahm eines nach dem anderen in die Hände und roch daran. Dabei ging ihr Atem immer schneller und ich befürchtete fast, dass sie ohnmächtig werden würde.
"Ihr habt mich schon wieder belogen. Ihr müsst reich sein. Anders ist das nicht zu erklären. Oder wollt ihr mir weismachen, dass es normal ist, so etwa und in der Menge sein eigen zu nennen, der nicht reich ist?"
Ich sah Klara an und konnte selber nicht verstehen, warum selber noch nicht drauf gekommen war. Wenn man es genau betrachtet, war ich wirklich reich. Gewürze konnte ich jederzeit und in jeder Menge kaufen. Das war kein Problem. Türen taten sich auf einmal auf, die vorher verschlossen waren.
"Ich habe dich nicht angelogen!", sagte ich: "in meiner Welt haben diese Dinge nicht den Wert, den sie bei dir habe. Ich hatte nicht daran gedacht!"
Klara sah mich an und schien zu überlegen, ob sie mir vertrauen konnte. Es war für sie auch nicht leicht darüber zu befinden. Auf der anderen Seite kam ich aus einem Spiegel. Da war vieles möglich.
Sie nickte langsam und nur ganz leicht. Musste es wahrscheinlich selber erst ...