Die Einladung
Datum: 07.03.2020,
Kategorien:
Romantisch
... nichts davon, nur geringe Mengen Wein zu produzieren. Es wäre doch eine Sünde, die herrlichen Trauben wegzuschneiden."
"Nun ja, einen bestimmten Sinn gibt es schon", wende ich ein.
"Bei uns nicht", fährt er mir über den Mund.
Ich schaue ihn etwas irritiert an. Sowohl seine Manieren lassen zu wünschen übrig wie offenbar auch sein Wissen über Weinbau. Allerdings gehe ich nicht weiter auf das Thema ein. Ich lasse mich sogar etwas zurückfallen, da ich seine Art nicht mag.
"Du bist nicht seiner Meinung?", erkundigt sich Lea.
"Im Weinbau gibt es bei allen Produzenten, die etwas auf sich halten, Mengenbegrenzungen. Dabei wird gnadenlos ausgedünnt. Das gibt zwar eine deutlich geringere Menge an Wein, damit aber eine viel bessere Qualität. Wenn die Rebe die Kraft nur für wenige Trauben aufbringen muss, gelingt ihr das eher, als wenn sie große Mengen versorgen muss. Am Markt erzielen diese Weine dann Preise, die die geringere Menge mehr als wettmachen."
"Oh, du kennst dich aus?"
"Ich bin Weinliebhaber und Sommelier, aber das weiß der Mann nicht."
Sie lächelt, schmiegt sich enger an mich und wir folgen der Gruppe. Die Weinberge könnten auch besser instandgehalten werden, aber darauf gehe ich nicht mehr ein. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich aber sehr wohl ein Wort mit Graf Torrini zu diesem Thema wechseln und ihm empfehlen, einen anderen Kellermeister einzustellen. Ich gehe nämlich stark davon aus, dass der Graf ein größeres Interesse besitzt, ...
... einen hochwertigen Wein zu produzieren als sein Kellermeister. Wobei dieser wohl einfach nur den leichteren Weg geht. Da vermutlich ein Großteil der Produktion im eigenen Club an den Mann gebracht wird, muss er sich erst gar nicht dem Wettbewerb am freien Markt stellen.
Schließlich gelangen wir in den Keller. Auch hier erklärt er, wie die Trauben verarbeitet werden und daraus Wein entsteht. Nachdem ich auch das geduldig über mich habe ergehe lassen, kommen wir zur Verkostung. Auf dem Weingut werden drei Weißweine und drei Rotweine hergestellt. Der Kellermeister schenkt deshalb zunächst den ersten Weißwein ein. Was mir sofort auffällt ist, dass er die Weingläser ordentlich füllt und nicht, wie bei einer Weinprobe üblich, nur einen Schluck einfüllt.
Der Kellermeister erklärt den Wein, kommt mir dabei aber etwas lieblos vor. Ich habe den Eindruck, er will es einfach nur schnell hinter sich bringen. Als es zum Trinken kommt, nehme ich einen kleinen Schluck, lasse den Wein im Mund kreisen und spucke ihn dann in einen Abfluss.
"Sie spucken den Wein aus?", erkundigt er sich.
"Sie haben ja keine Gefäße dafür."
"Warum trinken Sie ihn nicht."
"Weil dies nicht üblich ist."
"Sie sind Weinkenner?"
"Ich habe schon die eine und die andere Verkostung erlebt."
Er schaut mich etwas irritiert an. Ich habe den Eindruck, er weiß nicht, was er sagen soll. Da ich offenbar etwas von diesem Gewerbe verstehe, kann er mir nicht gut weiß machen, dass es üblich ist, den Wein zu ...