Das Ministerium für Bürgerglück
Datum: 13.03.2020,
Kategorien:
CMNF
... den kleinen Tisch neben dem Sessel und ging zum Türspalt.
Der langgezogene violette Schlund zog sie innerlich erregend in sich hinein, machte ihr zugleich Angst, erwischt zu werden. Die Frau setzte einen Fuß in den Hotelgang, zuckte dann sofort zurück.
Sie schloss die Tür. Nein. Sie würde es nicht tun. Sie tat es, ließ ihr Jackett zu Boden gleiten. Die Frau stieg aus ihrem Rock mit den großen bunten Karos. Nein. Sie würde nicht hinausgehen. Sich spät abends zur Nachtruhe zu entkleiden war doch eine normale Angelegenheit. Tat sie etwas anderes, als das?
Routiniert rollte sich die Frau ihre orangefarbene Wollstrumpfhose herunter. Sie griff sich zwischen die Beine, löste den Druckknopf ihres Bodys und zog ihn über ihren Kopf. Nun stand sie nackt vor ihrer Zimmertür. Ihre Kleider lagen verstreut auf dem Boden. Schon wollte sich die Frau bücken, um die Sachen aufzuheben. Der Gedanke an die Zimmertür ließ sie nicht los. Sie richtete sich wieder auf. Ein kurzer Schritt in den Hotelflur, dann würde sie sofort wieder zurück in ihr Hotelzimmer gehen und ihre Kleidung ordentlich wegräumen. Zaghaft ergriff die Frau die Türklinke.
Sie trat durch die Tür, tauchte mit ihrem nackten Körper erregt in die violette Stille des Hotelgangs. Die Fasern des Teppichbodens knisterten kaum hörbar unter ihren Fußsohlen. Ihr heftiger Atem brauste wie ein tosender Sturm in ihren Ohren, als ihr bewusst wurde, dass sie sich ohne schützende Kleidung einem fremden öffentlichen Raum ...
... ausgeliefert hatte. Sie spürte eine Erregung, einen starken elektrischen Strom, der von ihren Füßen her in ihren ganzen nackten Körper aufwärts strömte.
Nun war es so wie in ihren Träumen. Gerade eingeschlafen, befand sie sich plötzlich nackt an einem fremden Ort, hörte herannahende Stimmen. Panisch rannte sie weg, sich zu verstecken, um sich dann an einem anderen fremden Platz wiederzufinden. So oft war sie schweißgebadet mit intensivsten Erinnerungen daran aufgewacht und spürte dann immer noch die Angst, dass die
Fremden sie finden könnten. Die Fantasie ließ nicht von ihr ab, sie drängte sich in ihren Alltag und in ihre Gedanken. Dann war der Punkt gekommen, an dem sie den Zwang spürte, es auch in der Wirklichkeit selbst erleben zu müssen.
Die Frau wollte wieder zurück in ihr Hotelzimmer gehen, konnte es aber nicht. Etwas in ihr wollte das Erlebte noch steigern. Nur einen Meter von der rettenden Tür ihres Zimmers konnte kein wirkliches Gefühl des ausgeliefert Seins aufkommen. Sie musste weiter in den Gang, dort wo es keine schnelle Fluchtmöglichkeit gab. Leise atmend schloss die Frau die Zimmertür und ging los. Die ersten zaghaften Schritte wurden fester, schneller. Immer weiter entfernte sie sich von ihrem schützenden Hotelzimmer, suchte den Moment der Angst, nackt wie sie war, erwischt zu werden, um sich dann wieder mit ihrem Verstand zu vergewissern, dass sie allein und nicht in Gefahr war.
Die Frau ging weiter bis zum Ende. Hier bog der Gang in den Seitenflügel des ...