1. Karibik (9)


    Datum: 17.03.2020, Kategorien: Kunst,

    ... denn immer so den oberfeinen vornehmen Spießer herauskehren? Sag doch mal ganz ehrlich: Was hast du damals, als ihr auf die „Swallow“ gekommen seid, über mich gedacht, als ich da plötzlich ganz nackt auf dem Deck stand?“
    
    „Hm. Willst du das jetzt wirklich wissen? Na ja, ich dachte eben: oh Mann! Schon wieder eine nackte Frau…“
    
    „Sei mal ganz ehrlich, Björn! Ich habe doch gesehen, dass du ein Wort auf der Zunge hattest, das mit „Sch…“ anfing. Sage es mir jetzt!“
    
    „Nein, auf gar keinen Fall! Du bist meine Patientin, Demmi, das kann ich doch nicht…“
    
    „Doch, Björn, du kannst. Sage es mir Jetzt.“
    
    „Schlampe?“
    
    „Genau! Sage es jetzt ganz laut. Ich will nämlich nicht mehr, dass wir uns ständig aus dem Weg gehen müssen, und ich will auch, dass wir immer so miteinander reden können, wie uns der Schnabel gewachsen ist, Björn. Also schreie mich jetzt an, beschimpfe mich! Gehe zur Tür, damit du auch richtig laut reden musst, Björn. Was bin ich? Wie sehe ich jetzt aus? Das will ich jetzt ganz laut und ganz unverblümt aus deinem Munde hören!“
    
    Björn zögert sehr lange, er ringt mit sich selbst und mit seiner guten Erziehung.
    
    „Komm schon, Björn, was bin ich?“ Dann sieht er mein freches Grinsen, fasst sich ein Herz, und schreit laut von der Tür her:
    
    „Demmi, du bist eine geile nackte exhibitionistische Schlampe!“
    
    „Gut! Das geht mir ja runter wie Öl, Björn! Und wie sehe ich jetzt aus, Björn?“
    
    „Demmi, du geile ...
    ... alte Schlampe solltest dich endlich einmal wieder gründlich waschen. Du stinkst wie ein toter Hering und du siehst um deine verlotterte blutige Fotze herum aus, als hätte dich gerade die ganze besoffene Besatzung von einen versifften und vermoderten Piratenschiff nacheinander gründlich durchgefi…!“
    
    Da geht auf einmal die Tür auf. Es ist Mike. Er wechselt im Gesicht zwischen zornesrot und leichenblass, wie ein Tintenfisch an Land. Er kriegt kaum noch Luft.
    
    Dann japst er mit gepresster Stimme: „Björn, du Schwein! Das ist aber jetzt das Ende unserer Freundschaft! Du hast ja gar keine Ahnung, was die Demmi für ein prächtiger Kumpel und für eine wunderbare Frau ist, du Arschl…!“
    
    Dann holt er weit aus, um Björn eine zu verpassen. Ich bin inzwischen vom Tisch gesprungen und schnell zwischen die beiden gegangen. Dadurch trifft mich die Faust von Mike mitten aufs rechte Auge. Heimat, deine Sterne! Den Schmerz fühle ich aber erst einmal gar nicht.
    
    „Mike! Nein!
    
    Der Björn ist doch voll ok. Ich wollte das doch so, weil ich mit ihm Freundschaft geschlossen habe. Willkommen im Club. Wir sind jetzt zu dritt und jetzt kann jeder mit jedem und jeder mit mir und ich mit euch beiden. Nur jetzt kann ich gerade nicht…“
    
    Dann falle ich um und hoffe, dass der Björn in seiner Doktor-Tasche eine schwarze Augenbinde für mich hat.
    
    Hören kann ich auch noch, wie Björn den Mike fragt: „Schließt die eigentlich immer so Freundschaft?“ 
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