Der Fernfahrer 09
Datum: 22.03.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Bevor das große Donnerwetter losbrach, erzählte Simone in wenigen Worten, daß er die Tür zum Zimmer aufgestoßen und die ganze Bescherung, die beiden nackten Männer, Simones samenverklebten Mund und ihren spermabedeckten Unterleib gesehen hatte. Da war nichts zu beschönigen und Mißverständnisse waren auch nicht möglich.
Zuerst habe er stocksteif dagestanden, sei immer roter im Gesicht geworden und dann mit einemmal kreidebleich. Sie habe befürchtet, daß Vater eine Herzattacke erleide. Aber dem sei nicht so gewesen. Und den Rest hätte ich ja wohl gehört.
Ja, den habe ich gehört. Ich wußte nicht, daß ein Mensch so schreien kann. Und an die Wörter, die er benutzte erinnere ich mich kaum noch.
Als es mir wieder besser ging, trat ich auf den Flur. Wenig später kamen die beiden jungen Männer an mir vorbei, offensichtlich froh, daß sie ungeschoren davonkamen.
'Wasch' dich und zieh' dich an, du Hure,' hörte ich dann Vaters plötzlich eiskalte Stimme, 'wir sprechen uns noch. In fünf Minuten im Wohnzimmer!'
'Und du bist auch da,' pfiff er mich an, als er mich auf dem Flur stehen sah.
Ziemlich kleinlaut und gar nicht mehr obenauf stand Simone in unserem Zimmer. Tränen in den Augen.
Als wir befehlsgemäß ins Wohnzimmer kamen, war Vater immer noch weiß wie eine Wand. Nur in seinen Augen konnte man ablesen, unter welch innerer Erregung er stand.
Ein Verhör begann. Vater wollte alles wissen. Simone schwieg sich aus. Stand trotzig vor Vater und sagte nicht einen Ton. Was ...
... hätte sie auch sagen sollen?
Aber ich! Anstatt, daß ich meinen Mund hielt und abwartete, was passieren würde, packte ich aus. Sagte, daß ich dazugekommen sei, wie Simone bereits mit den beiden Männern im Bett gelegen habe, schilderte alles, erzählte, daß sie mich zum Mitmachen aufgefordert habe, daß ich es aber abgelehnt hätte. Wenn es damals auch der Wahrheit entsprach, so weiß ich doch jetzt, daß ich Simone in diesem Augenblick verriet.
Wenn ich doch geschwiegen hätte!
Warum habe ich ihr nicht meine Hilfe zukommen zu lassen, oder versucht so etwas wie eine Entschuldigung zu finden? Stattdessen fiel ich ihr in den Rücken und stellte mich besser dar, als ich war.
'Aha,' ranzte Vater, 'so war das also. Und als du das alles mitansehen mußtest, hast du das große Spucken gekriegt, nicht wahr?!'
Stumm nickte ich mit dem Kopf, während das Bild des ejakulierenden Mannes wieder vor mir auftauchte und mich seltsamerweise gar nicht mehr anekelte, sondern eine Art ungewisses Begehren in mir hervorrief.
'Kann ich verstehen.... kann ich verstehen,' nickte Vater, 'ist ja auch zum Speihen. Geradezu ekelhaft pervers. Und so was ist meine Tochter. Aber damit ist jetzt Schluß. Absolut Schluß!
Nach einigem Überlegen schnauzte er Simone an:
'Geh' auf dein Zimmer, du Hure und komm' nicht wieder zum Vorschein, bis ich dich rufe.'
Sichtlich geknickt schlich Simone davon. Und ich machte den nächsten Fehler. Ich hätte mit ihr gehen, sie irgendwie trösten müssen. Ich tat es ...