Der Fernfahrer 09
Datum: 22.03.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... konnte?'
Und, ohne sich um eine Antwort unserer sprachlos dastehenden Mutter zu kümmern, sich zurückwendend zu unserem Vater:
'Aber, damit du "sauber" bleiben kannst und nicht mit einer Hure unter einem Dach leben mußt: Ich werde gehorchen. Ich werde gehen.
Ich sage dir aber auch: So, wie du mich verstößt, wende ich mich von dir ab. Ich habe ab heute keinen Vater mehr und wenn du vor mir auf der Straße verreckst: Ich kenne dich nicht mehr.'
'Kind, Kind' jammerte Mutter, 'sag' doch nicht sowas, versündige dich nicht!'
'Das sag' lieber deinem Mann.'
Dann machte Simone auf dem Absatz kehrt, verließ sie das Wohnzimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Zwei Minuten später erst brachte ich die Kraft auf, mich zu rühren und Simone in unser Zimmer zu folgen.
Sie sah mich nur an; kein Wort des Vorwurfs. Ihre Wut hatte sich gelegt. Sie war nur noch traurig.
Sie fragte ob sie meinen Koffer haben könne, ihrer reiche für ihre Sachen nicht aus. Ich begriff, daß sie ernst machte und nun erst mußte auch ich heulen. Unter Tränen gab ich ihr meinen Koffer.
'Wo willst du denn hin? Hast du wenigstens ein bißchen Geld?'
'Nett, daß du dir Sorgen machst. Ja, ein bißchen Geld habe ich. Und wo ich hinwill? Weiß ich noch nicht. Vielleicht gehe ich wirklich in einen Puff? Mein Geld könnte ich mit meinen Erfahrungen da schon verdienen. Na, mal sehen, es wird sich finden.'
Wenig später hatte Simone ihre Koffer gepackt und sich ihren Mantel angezogen. Noch auf dem Weg ...
... zur Wohnungstür drehte sie sich zu mir um.
'Wenn ich dir noch einen guten Rat geben darf, dann sieh' zu, daß du dich möglichst rasch änderst. Du bist nicht anders als ich. Zwischen uns besteht nur der Unterschied, daß ich mich meiner Begierden nicht schäme. Ich bekenne mich zu ihnen, lebe sie aus und genieße es, mich meiner Lust hinzugeben.
Du bist irgendwo nicht du selbst und getraust dich nicht, dich deinen Gefühlen auszuliefern. Das ist verkehrt, nicht gut. Das wird mit der Zeit nämlich immer schlimmer und irgendwann bist du so verklemmt, wie unser Vater. Irgendwann geht dann sexuell gar nichts mehr. Wenn es erst mal so weit ist, wirst du jeden Mann vergraulen; auch den Ehemann, den du mal haben wirst und für den du dich aufsparen willst. Sieh' dir unseren Vater an, das ist das beste Beispiel dafür, wie es enden kann, wenn man in der Hinsicht nicht aufpaßt.'
'Woher willst du wissen, daß wir uns so gleich sind, wie du sagst? Ich denke, es gibt nun mal Menschen, für die spielt der Sex nicht die Rolle, die er für andere hat. Und wenn ich mir vorstelle; ich soll tun, was du so mit den vielen Jungen und Männern angestellt hast....'
'Sollst du ja gar nicht. Wer sagt, daß du dich vielen Männern hingeben mußt? Das ist individuell ganz verschieden. Mir macht es eben mit immer wieder anderen Männern Spaß. Das kann bei dir ganz anders sein; einer oder zwei vielleicht nur. Worauf es ankommt ist, daß du dir darüber klar bist, daß du Sex magst, ihn brauchst und daß du nicht ...