Der Fernfahrer 09
Datum: 22.03.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... von vornherein ablehnend auf Neues reagierst.
Was glaubst du, welche Überwindung es mich gekostet hat, das erste Mal einen Männerschwanz in den Mund zu nehmen? Wichtig ist doch allein: Ich habe mich nicht geweigert, es zu tun. Und heute? Ich bin fast süchtig danach.
Und woher ich weiß, daß wir uns in allem sehr ähnlich sind? Wir haben unser ganzes Leben lang in einem Zimmer geschlafen und du hast die Angewohnheit, im Schlaf zu sprechen und auf Fragen zu antworten. Was du mir im Laufe der Jahre so alles erzählt hast.... ts... ts... ts....
Denk mal darüber nach. So und nun tschüß, mach's gut. Ich weiß ja, wie ich dich erreichen kann. Ob ich von mir hören lasse, weiß ich noch nicht, weil.... eine große Hilfe warst du mir ja nicht.'
Zum Abschied nahm Simone mich in den Arm, drückte sich an mich, küßte mich flüchtig und verschwand dann im Treppenhaus.
Ich ging heulend und schluchzend in mein Zimmer zurück, warf mich aufs Bett und schlief irgendwann ein."
"Und, was hat deine Schwester gemacht? Wo ist sie hingegangen?"
"Ich weiß es nicht. Sie hat sich nie wieder blicken lassen und sie hat uns auch keine Nachricht gegeben. Und... und..."
"Und?"
"Also, ich wollte noch sagen, daß es zu Hause nie wieder so wurde, wie es vorher war. Weder meine Mutter noch ich konnten meinem Vater verzeihen, daß er so hart reagiert hatte.
Das Zimmer, das Simone und ich uns unser ganzes bisheriges Leben lang geteilt hatten, gehörte nun ausschließlich mir. Nach und nach ...
... richtete ich es mir anders, mehr meinem persönlichen Geschmack entsprechend ein und verbrachte die meiste Zeit in ihm. Gerade, daß ich noch an den Mahlzeiten teilnahm. Mit meinem Vater redete ich kaum noch ein Wort und meine Mutter wurde auch immer stiller."
"Wenn ich so rechne, dann muß das ganze kurz bevor wir uns kennenlernten geschehen sein, nicht?"
"Ungefähr ein halbes Jahr vorher."
"Und wir sind dann eineinhalb Jahre miteinander gegangen, bis wir ernsthaft ans Heiraten gedacht haben.
Entschuldige, wenn ich das so sage, aber dein Vater kann ja nicht ganz dicht sein. Erst wirft er die eine Tochter aus dem Haus, weil sie sich zu frei benimmt und dann die andere Tochter, weil sie das Gegenteil tut und heiraten will. Größer kann ein Widerspruch ja kaum noch sein."
"Na ja, 'rausgeworfen hat er mich ja nicht so direkt. Er hatte sich für mich eben was anderes vorgestellt als ausgerechnet einen LKW-Fahrer. Du warst ihm als Schwiegersohn nun mal nicht gut genug. Einen Akademiker oder sowas hätte ich heiraten sollen. Erst, als ich seinen "guten Rat" nicht annehmen wollte, hat er dann durchgedreht und mich vor die Wahl gestellt entweder das Haus zu verlassen und dich zu heiraten, oder dir den Laufpaß zu geben und zu Hause bleiben zu können."
"Hast du es bereut, daß du dich für mich entschieden hast?"
"Das fragst du doch nicht im Ernst, oder?"
"No, vielleicht doch?"
"Also, wenn ich überhaupt etwas bereut habe, dann, daß ich nicht dem Rat meiner Schwester gefolgt ...