Marie und Tom - Teil 01 / Kapitel 01
Datum: 23.03.2020,
Kategorien:
Erstes Mal
... Zeitschriften und schreibe ein Buch für meinen Verlag. Das macht große Freude, manchmal habe ich das Gefühl, dass die Reise erst wahr wird, wenn ich danach alles aufgeschrieben habe. Was dann weniger Freude macht, ist das erneute Lesen und die nötigen Nacharbeiten. Das ist jetzt gerade meine Arbeit -- und die ist viel leichter zu ertragen, wenn man dabei in der Sonne liegt."
„Und davon kann man leben? Die Reisen führen dich doch bestimmt in ferne, exotische Gegenden, das kostet doch sicher immer eine Menge Geld."
„So wie ich reise, kostet es fast nichts, außer etwas Mut und die Offenheit für Neues und Außergewöhnliches. Und meine Art zu reisen, führt mich manchmal gar nicht weit weg -- zu Fuß kommt man nur schwerlich nach Australien oder Grönland."
„Das heißt, du machst Low-Budget-Reisen und schreibst darüber."
„Das heißt, ich mache No-Budget-Reisen -- so heißt auch die Buchreihe und einige Bücher der Reihe waren richtige Bestseller. Heute könnte ich es mir leisten mit Geld in der Tasche zu reisen, zu fliegen und einfach nur Urlaub zu machen ohne Geldsorgen. Aber das will ich gar nicht. Einfach los, mit leeren Taschen, nur das Essen für die ersten paar Tage -- alles andere ergibt sich."
„Und wie reist du? Immer zu Fuß?"
„Oh nein, ich war auch schon mit dem Daumen, also als Tramper, unterwegs, bin als Überarbeiter auf Frachtschiffen mitgefahren, als blinder Passagier in Zügen und auf Kreuzfahrtschiffen, mit dem Rad -- alles was ohne Geld machbar ist. Man ...
... kommt trotzdem weit herum, wenn man nur etwas Mut und reichlich Glück hat. Aber wer dem Glück keine Chance lässt, wird auch nicht von ihm gefunden."
Sie staunt und schweigt, dann hat sie eine wichtige Frage: „Warst du auch schon mal mit dem Kanu unterwegs?"
„Nein, ich kann nicht paddeln. Aber du, wie ich gesehen habe."
„Magst du morgen mit mir eine Kanutour über den See machen -- ich kann einen Zweier mitbringen und wir treffen uns hier. Sagen wir um halb neun?"
Sie lässt ihm keine Chance zu antworten, er soll nicht ablehnen können, drückt ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und eilt davon. Kurz vorm Ausgang der Strandbar ruft sie zurück: „Danke fürs Eis, Onkel."
Dieses Luder, denkt er und spürt, dass gerade etwas in ihm und mit ihm geschieht.
Am nächsten Tag sitzen beide im Kajak und paddeln auf den See hinaus. Sie hat einen schnellen Tourenzweier ausgewählt und hat eine Idee und einen Plan. Am Ufer hat sie ihm erklärt, wie er das Paddel handhaben soll, hat ihm gezeigt, wie er die Spritzdecke schließen muss, damit kein Wasser ins Boot dringen kann und wie er sie in Notsituationen öffnen kann. Dann hat sie ihm eine Schwimmweste zugeworfen, ihn vorne Platz nehmen lassen und das Boot ins Wasser geschoben. Mit einer gekonnten Bewegung ist sie zu ihm ins Boot gestiegen, hat schnell die eigene Spritzdecke geschlossen und dann sind sie los gepaddelt.
Es fühlt sich immer noch etwas kippelig an, aber das Boot ist schnell und gleitet schnittig durchs Wasser, wobei ...