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Bilder einer Ausstellung
Datum: 07.06.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen,
„Komm mit", sagt Lea, „ich muss dir was zeigen." Ohne meine Antwort abzuwarten, nimmt sie mich an die Hand und zieht mich durch die Gruppe der spielenden Kinder hinter sich her. Ich stelle meinen bunten Pappbecher im Vorübergehen auf die Anrichte. Links neben der Küche betreten wir den schmalen, orange gestrichenen Flur, der in den hinteren Teil der Wohnung führt. Die Wände hängen voll mit gerahmten Fotografien. Lea und Marius im Urlaub, Lea und Marius bei der Hochzeit. Schließlich Bilder von Jonas, ihrem gerade vierjährigen Sohn. Die Geräusche seines Kindergeburtstags dringen nur noch gedämpft zu uns vor. Lea kickt ein Spielzeug durch die offene Tür des Kinderzimmers, an dem wir gerade vorbei kommen, und flucht leise. Am Ende des Flurs öffnet sie schließlich die Tür des Schlafzimmers. „Nach Ihnen", sagt sie. Offensichtlich schaue ich ziemlich verunsichert drein. Lea lacht, tritt als Erste ins Zimmer und zieht mich mit sich. „Voila!", sagt sie. „Das ist nicht dein Ernst!", entfährt es mir. An der grünen Wand über dem auf rustikal getrimmten, weißen Ehebett hängen drei Fotografien. Quadratisches Format, ca. 40x40. Alle drei zeigen Portraitaufnahmen Leas. Nahaufnahmen, auf denen nur ihr Gesicht zu sehen ist. Lea im Profil, angelehnt an einen Baum, die Augen geschlossen. Lea leicht von unten fotografiert vor einem blauen Himmel, die Augen diesmal weit geöffnet, ihre braunen Strähnen fallen wild um ihr Gesicht und fangen das Licht der Sonne ein. Lea ...
... auf dem Waldboden liegend, der Mund leicht geöffnet, den Blick direkt in die Kamera gerichtet. Die Farben sind leicht entsättigt. Das Gesicht ist freigestellt, ein enger Fokus auf die Augenpartie. Der Hintergrund immer nur zu erahnen. Ich klopfe mit innerlich anerkennend auf die Schultern. Die Fotos sind von mir. Für einen Moment habe ich alles andere verdrängt. Dann kommt es mit einem Schlag zurück. Ich hole tief Luft. „Ist das wirklich eine gute Idee?", frage ich endlich. „Was ist eine gute Idee?", fährt Marius Stimme dazwischen. Er hat den Kopf durch die Tür gestreckt und blickt irritiert, als Lea und ich zusammenfahren. „Tschuldigung. Ich wollte niemanden erschrecken." Als Lea und ich weiter schweigen, schlicht weil uns nichts zu sagen einfällt, fährt Marius ungerührt fort: „Also, wenn es dir passt, Schatz, Jonas weint, weil Flynn ihm seinen Feuerwehrwagen nicht geben will. Und Daniel und Caro brechen gerade auf und Caro hätte gerne noch das Rezept vom Kirschkuchen." „Bin gleich da", sagt Lea. Marius stößt die Tür auf, wartet einen Moment im Türrahmen, doch Lea rührt sich nicht von der Stelle. „Wie gesagt, wenn es dir passt, Schatz. -- Tim, übrigens, die Bilder sind echt gut. Keine Ahnung, wie du das gemacht hast. Scharf!" Als Marius verschwunden ist, die Tür hat er offen stehen lassen, sehen Lea und ich uns an. „Irgendwelche Bilder musste ich ihm ja zeigen", sagt Lea, macht einen Schritt auf mich zu, nimmt meine Hand und legt sie an ihre Hüfte. ...