Ein jegliches hat seine Zeit
Datum: 02.09.2020,
Kategorien:
Erstes Mal
Vorbemerkung:
Meine erste Geschichte auf Literotica ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber vielleicht gibt es ja ein paar Leserinnen und Leser, die sie gefällt. Für diejenigen, die Geschichten lieben, bei denen es spätes-tens ab dem zweiten Absatz pausenlos zur Sache geht, dürften wenig Gefallen an meiner kleinen Er-zählung finden. In der ersten Hälfte passiert so gut wie nichts, dann gibt es eine Sexszene und im letz-ten Viertel passiert auch nichts Anregendes.
Gleichwohl wünsche ich gute Unterhaltung.
Plötzlich wachte Kampmeyer auf. Er öffnete die Augen und lauschte in die Dunkelheit. Aber kein Laut war zu hören, weder das Signalhorn eines Rettungswagens noch lautes Palaver von Jugendlichen, die aufgedreht und betrunken von einer Party zurückkehrten. Es schien, als habe sein Unterbewusstsein entschieden, dass er genug Schlaf bekommen hätte. Oder war es vielleicht doch eine aufkommende Unsicherheit in Bezug auf das, was er sich für den heutigen Tag vorgenommen hatte, die ihn so plötzlich aus dem Schlaf gerissen hatte. Aber er konnte keine Zweifel oder Unsicherheiten feststellen. Es hätte ihn auch gewundert, denn in den letzten Monaten hatte er sich intensiv mit dieser Frage aus-einandergesetzt, das Für und Wider sorgfältig abgewogen und schließlich seine Entscheidung getrof-fen. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Er war bereit.
Um sechs Uhr abends, würde er heute von eigener Hand aus dem Leben scheiden.
Die Gründe, warum Kampmeyer sich zu diesem ...
... Schritt entschieden hatte, hier im Detail aufzuführen, würden den Rahmen dieser kleinen Erzählung sprengen. Zumal sie für die Ereignisse, von denen unse-re kleine Geschichte handelt, keine Rolle spielen. Der Einfachheit halber können wir sie unter den Stichworten Vereinsamung und Lebensüberdruss zusammenfassen. Doch nun zurück zu unserer Er-zählung.
Kampmeyer spürte, dass er nicht wieder einschlafen würde. Doch was sollte er mit den Stunden, die ihm jetzt so unverhofft geschenkt worden waren, beginnen. Er schlug die Bettdecke zurück und stand auf, um sich im Bad den dumpfen Schlafgeschmack aus dem Mund zu spülen. Dann wollte er in Ruhe überlegen, was er machen wollte. Wie immer, wenn er aufgestanden und in seine Pantoffeln geschlüpft war, ging er zum Fenster und schlug die schweren Vorhänge zurück, um rasch einen Blick nach draußen zu werfen.
Im selben Moment, als er auf seinen kleinen Vorgarten blickte, wusste er, was er machen würde. In den vergangenen Stunden hatte es heftig geschneit. Alles um ihn herum war mit einer glitzernden, weißen Schneedecke überzogen, wie ein Leichentuch, dachte er spontan, gab diesem Gedanken aber keinen weiteren Raum. Er wollte hinausgehen und diese kalte, weiße Stille ganz allein für sich genie-ßen. Die Assoziation mit dem Leichentuch war vielleicht gar nicht so unpassend dachte er, als er sich anzog, sondern eine gute Einstimmung auf die letzten Stunden seines Lebens.
Ausgestattet mit seiner dicken Winterjoppe, Mütze, Schal und Handschuhe ...