1. Arbeit macht Lust auf mehr!


    Datum: 12.12.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... Tages etwas seltsam vorkam. Das Büro wirkte verlassen ohne sie.
    
    Als sie wiederkam, setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl, und ich hörte ein leises, kaum zu hörendes Schmatzen von ihr. Ich sah auf, sie ebenfalls.
    
    "Oh, entschuldigen sie!", meinte sie, "Es war heute wirklich lecker, was leider nur selten vorkommt. Ich kann ihnen Menü zwei nur empfehlen. Sollten sie probieren!"
    
    Ich kannte das Kantinenessen genau und aß daher selten dort.
    
    "Besonders die Soße war heute ein Gedicht!", kam noch als Nachsatz und kaum hatte sie das gesagt, fuhr ihre Zunge ganz langsam über die Lippen, um diesen Hochgenuss auch visuell darzustellen. Wie gebannt sah ich auf die Zunge, die sich länger dort aufhielt, wo sie gerade war, als es nötig tat. Mehrfach fuhr sie zwischen den Lippen entlang und ich starrte wie gebannt auf dieses Schauspiel. Kaum war die Zunge wieder an ihrem angestammten Platz, meinte Frau Kaiser noch wie nebenbei: "Nur den Nachtisch kann ich nicht empfehlen. Viel zu geschmacklos und nicht frisch. Das konnte man gut schmecken. Ich habe ihn nach dem ersten Löffel stehen lassen. Eigentlich eine Frechheit, wenn man bedenkt, was er kostet. Es hat mir das Essen etwas vergrellt, denn ich finde, Nachtisch muss einfach sein. Es wertet das Menü auf!"
    
    Damit ließ sie es dabei bewenden und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu, bis sie Feierabend machte. Ohne Übergang stand sie auf, zog sich ihre Jacke über, verabschiedete sich kurz und knapp von mir und verschwand.
    
    Damit ...
    ... ließ sie es dabei bewenden und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu, bis sie Feierabend machte. Ohne Übergang stand sie auf, zog sich ihre Jacke über, verabschiedete sich kurz und knapp von mir und verschwand.
    
    In dieser Art ging es zwei Tage. Wir sprachen wenig Miteinander, eigentlich nur dienstlich. Einziges tägliches, privates Thema blieb das Essen. Frau Kaiser berichtete mir jedes Mal davon. Dabei musste ich in mich hineinlächeln, denn sie beklagte sich jedes Mal über den Nachtisch. Nicht ein einziges Mal konnte die Kantine ihren Ansprüchen, an Frische und Geschmack, nachkommen.
    
    Im Gegenteil, es verschlimmerte sich immer mehr. Es ging von fad, über schlecht, zu schrecklich und dann auf widerlich. Zum Schluss war sie sich sicher, niemals wieder etwas zu bestellen. Doch sie wusste nicht, wie sie ihr geliebtes Dessert bekommen sollte.
    
    Nachdem sie wie immer, wenn sie vom Essen kam, ihre Lippen nachzog, meinte ich daher zu ihr: "Wieso bringen sie sich nicht selber etwas mit. Ist in der Kantine nicht verboten. Dann bekommen sie wenigstens das, was sie möchten!"
    
    Sie sah mich verständnislos an, als wenn ich etwas Unverständliches gesagt hätte, und schüttelte langsam mit dem Kopf. "Dazu müsste ich es erst machen und dafür habe ich keine Zeit und Lust. Die Fertigprodukte sind einfach nicht mein Ding, schmecken zu künstlich. Es muss doch möglich sein, etwas Frisches, Leckeres zu bekommen. Wissen sie nicht, wo man etwas Entsprechendes beziehen kann?"
    
    Da war ich überfragt, ...
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