1. Arbeit macht Lust auf mehr!


    Datum: 12.12.2018, Kategorien: Sonstige,

    ... Farbe gewechselt. Nicht viel, aber ich konnte es erkennen. Darum saß ich einem Moment da und betrachtete sie etwas länger als gewohnt. Das wiederum merkte sie sofort. Ohne mich anzusehen, meinte sie vollkommen nebensächlich, während sie auf der Tastatur schrieb: "Herr Koch, ist irgendwas mit mir nicht in Ordnung? Wenn ja, sagen sie es einfach. Ich habe keine Zeit und keine Geduld dafür, mich lange mit diesen Dingen zu befassen!"
    
    "Entschuldigen sie, aber ich finde, dass ihnen ihre neue Haarfarbe gefällt!"Frau Kaiser sah auf und mir direkt in die Augen.
    
    "Es ist ihnen aufgefallen? Sie scheinen ihre Umgebung sehr genau zu beobachten. Eine Gabe, die ich sehr schätze. Ich mag Menschen nicht, die einen zu engen Blick haben. Auch mal über den Tellerrand schauen ist eine Sache, die ich sehr schätze.
    
    Die Haarfarbe gefällt mir auch, wie viele andere auch. Sie glauben gar nicht, wie die Farbe den Menschen verändern kann, nicht nur der Schnitt oder die Länge.
    
    Sie würden sich wundern, wenn ein Mensch auf einmal knallrote oder schwarze Haare hat, den sie zuvor nur mit Blonden gesehen haben. Extrem wird es, wenn es blaue oder grüne Haare werden. Ich mag das Farbenspiel. Was halten sie davon Herr Koch?"
    
    "Oh, sehr viel. Ich hatte einmal eine Partnerin, die Friseurin war. Nun brauchten die in der Ausbildung immer wieder Modelle, da haben sie natürlich vor sich selber keinen Halt gemacht. Sie hatte laufend eine andere Farbe drin und manches Mal, wenn ich nach Hause gekommen bin, ...
    ... dachte ich, ich hätte einen vollkommen anderen Menschen vor mir. Ich fand es damals schon aufregend!"
    
    Frau Kaiser hörte mir sehr gut bei meiner Ausführung zu und lächelte mich dabei an. Allerdings wohl nur in meine Richtung, denn ihre Augen verrieten, dass sie in einer anderen Welt war. Sie schaute nicht mich an, sondern schaute in eine Entfernung, die ich nicht sehen konnte.
    
    "Ja, eigene Haare haben!", flüsterte sie und eine Träne rann aus einem Augenwinkel heraus. Doch sie war nur kurz in der anderen Welt. Sie wachte urplötzlich daraus auf und räusperte sich einmal, widmete sich wieder ihrer Aufgabe, als wenn nichts geschehen war.
    
    Ich hatte ihren letzten Satz aber genau gehört und war mir jetzt sicher, dass es eine Perücke war und schon fragte ich mich, was wohl darunter war. Hatte sie keine mehr, oder nur noch kümmerliche Reste. Es mussten wenige sein, denn sonst hätte sie keine künstlichen Haare getragen.
    
    Lange grübelte ich darüber nach, konnte es mir aber nicht vorstellen. Überhaupt kannte ich persönlich keine Frau mit Glatze. Wohl mit sehr kurzen Haaren, was den wenigsten stand.
    
    An diesem Tag blieb ich länger. Frau Kaiser war inzwischen gegangen und ich wollte noch etwas ausarbeiten, was ich bereits angefangen hatte. Ich hasste es, eine solche Sache liegen zu lassen, wenn ich gedanklich tief darin verwurzelt war.
    
    Ich ging durch den ruhigen Flur, denn um diese Zeit war kaum noch jemand da. Höchstens einer wie ich, auf den niemand wartete. Bei mir war es ...
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