Schauspieltraining
Datum: 11.09.2020,
Kategorien:
Kunst,
... Dort bewahrte sie in einem Schubfach alle Arten von Papieren auf, die ihr zu schade zum wegwerfen waren (was sie aber schließlich doch tat, wenn die Schublade voll war).
Nach einigen Wühlen fand sie zwei Theaterprogramme aus der letzten Spielzeit und bei der Besetzung des einen Stücks tauchten die beiden Namen Thoralf Menthert und Sebastian Trossig auf. So schien das schon seine Richtigkeit zu haben. Die beiden gehörten zum Ensemble des Stadttheaters. Das schloss nicht aus, dass sie nicht auch Dramaturgen waren. Vielleicht wollten sie mit einem Laientheater praktische Erfahrungen sammeln.
Also, was sprach dagegen, sich da mal zu erkundigen? Vielleicht war das ja etwas für sie? Sie ging gern in das Theater und auch mal hinter der Bühne Theaterluft zu schnuppern konnte doch so verkehrt nicht sein! Es war ein kurzer Entschluss und Mary hatte die angegebene Nummer gewählt. Das Stadttheater meldete sich und sie wurde weiter verbunden. Ja, erfuhr sie, auch ihre Altersgruppe würde benötigt, die erste Zusammenkunft würde gleich am nächsten Freitag Nachmittag sein. Möglicherweise kann da auch gleich eine Probe stattfinden. Bitte bequeme, strapazierfähige Kleidung mitbringen.
Nun kamen Mary doch Bedenken. Sollte sie so etwas nicht vorher mit Rick beraten? Doch hier ging es einzig um sie selber und die Teilnahme an einer Laienspielgruppe war ja nichts ehrenrühriges. Schließlich wollte sie nicht bei einer Stripshow mitmachen! Obwohl ... Mary musste kichern, da würde sie es ...
... ihrem Mann erst recht nicht sagen! Rick würde es schon verstehen. Er gehörte nicht zu der Sorte Ehemännern, die aus Prinzip überall dominieren wollten.
Am Freitag lenkte Mary pünktlich auf die Minute ihre Schritte zum Stadttheater. Sie betrat das Haus zum erstenmal am Bühneneingang. Der Pförtner sagte ihr, wo sie hingehen musste: "Erster Stock, links. Probenraum Zwo!" Jetzt war Mary doch schon etwas gespannt. Was für Leute würden sich gemeldet haben? Würde sie, Mary, deren Ansprüchen genügen? Wie würde sie sich auf völlig fremde Menschen einlassen können? Von ihrer Berufstätigkeit einmal abgesehen, hatten Rick und sie nur einen kleinen Bekanntenkreis, der sich in den letzten Jahren auch kaum erweiterte.
Wie zu erwarten, war der Probenraum groß und hell erleuchtet. Eine Seitenwand war verspiegelt, in der Ecke stand ein Flügel und auf dem Boden ein Filzteppich. An den anderen Wänden standen Stühle, auf denen aber niemand saß. Einige waren mit Taschen und Mänteln belegt. Die Teilnehmer am Laientheater standen einzeln oder in kleinen Gruppen im Raum. Sofort als Mary den Raum betrat. löste sich aus einer der Gruppen ein Mann und ging auf Mary zu. In der Hand hielt er eine Namensliste, was ihn gleich als 'person in charge' auswies.
Er strahlte sie an, "Herzlich willkommen am Stadttheater. Das ist sehr schön, dass du zu uns gekommen bist. Mein Name ist Thoralf. Nach meiner Liste müsstest du Mary sein. Richtig?" Ganz selbstverständlich redete er Mary mit "du" an. Da man in den ...