Die neue Dienerin der Ishtar
Datum: 14.09.2020,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
... Ihre kriegerische Seite wurde dadurch betont, dass sie Bogen und Pfeile in den Händen hielt.
Ich fühlte aber ein Zittern in meinen Knöcheln und ein Schlottern in meinen Knien, so fühlte ich die Gegenwart der Göttin, oder was auch immer, dies ausgelöst hatte. Ich folgte Nitschis Beispiel und kniete auch vor dem Standbild. Sie bewegte ihre Lippen betend. Ich konnte kein Gebet aufsagen, so blieb ich still. Wenn es so weit sein würde, würde sie mich ein Gebet lehren. Als sie ihr Gebet beendet hatte, wandte ich mich an sie. Ich hatte so viele Fragen.
„Was ist das für ein Dienst, den ich für die Göttin zu leisten habe?"
„Nun, sie ist die Göttin der Liebe. Was denkst du denn? Du wirst deinen Körper, welcher dann als der Körper der Göttin gilt, den Männern hier zur Verfügung stellen und das Gold, welches du dafür einnimmst, der Göttin in die Hände legen."
„Darum legen die Frauen hier Gold ab? Aber ich will gar keine Hure sein."
„Hure? Du bist keine Hure, kein billiges Schankmädchen. Du wirst nicht für billige Kupferbarren deine Beine breit machen, sondern für edles Gold. Die Gilde der Schankwirte hat durchgesetzt, dass du keine Schänke besuchen darfst. Sie wollen ihre Mädchen für eine Nacht teurer verkaufen und wollen keine Konkurrenz vom Tempel."
„Aber für Kupfer oder Gold die Beine breit machen? Die Farbe des Metalls tröstet mich nicht."
„Du heißt doch Samchat. Kennst du nicht die Geschichte über jene berühmte Samchat? In der Steppe lebte ein Mann, ein ...
... Wildling, ein Genosse der Gazellen. Mit ihnen zog er von Wasserloch zu Wasserloch. Enkidu war sein Name. Samchat, eine, wie du sagst, Hure, nahm sich des Enkidus an. Er lernte wie ein Mann in eine Frau einzudringen und das im Gegensatz zu einem Bock in die Gazelle. Er lernte aber auch auf Geschichten zu hören oder Lieder zu singen, ja sogar das Schreiben lehrte sie ihn. Die Samchat, also die sogenannte Hure, trat auf als die Überträgerin der Kultur."
„Aber ich kann weder lesen noch schreiben. Das kann doch nur ein staatlicher Schreiber? Ich hatte noch nie Ton und Griffel in der Hand."
„Das werden wir dich lehren, vielleicht wirst du auch selbst Geschichten schreiben, wer weiß?"
„Was wird mit einer Dienerin der Göttin, wenn sie für den Dienst hier zu alt wird. Sie wird dann nur noch wenig Gold einnehmen können."
Nun, die Göttin ist nicht nur die Göttin der Liebe, sondern auch des Krieges. Manche nehmen junge Krieger zwischen ihre Schenkel und trösten sie mit den Worten einer Mutter und mit dem Trost des Schoßes. Andere, meist starke Frauen, erlernen die Kunst des Krieges mit dem Kriegsbogen und dienen so der blutdürstigen Form der Göttin. Wenige schlagen den Weg ein, den ich gewählt habe und werden Schreiberinnen des Tempels und verwalten den Tempel. Es gibt also viele Möglichkeiten."
„Und zu ihren Kindern, kann sie nicht dort ihren Lebensabend verbringen?"
„Das ist nicht möglich. Hier ist nicht der Ort, um kleine Kinder aufzuziehen. Du wirst die Kinder nicht sehen ...