1. Lila 01


    Datum: 14.09.2020, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... den kühlen Herbstwind und landete ihn sanft im Hof der Farm. Obwohl sie ihr dickes, enganliegendes Wollkleid, eine pelzgefütterte Lederjacke, Handschuhe und über ihrer feuerroten Mähne eine selbstgestrickte Sturmhaube trug, fror sie nach dem rund einstündigen Flug zur südlichen Herde bereits und war froh, wieder in die warme Stube zu kommen.
    
    Am großen Esstisch nahm ihr Vater gerade neben einem hageren, großen Mann Platz: "Lila, gut dass du kommst, bring uns Tee!". Sie hätte selbst gerne zuerst einen heißen Tee getrunken, aber einen direkten Befehl ihres Vaters sollte sie wohl lieber nicht zu lange aufschieben, also zog sie schnell Handschuhe und Jacke aus und lief in die Küche. Sie rätselte, wer der fremde Mann sein könnte, er war jedenfalls keiner der jungen Männer, die sie am Jahrmarkt getroffen hatte, dazu war er zu alt und zu hässlich, also vielleicht doch der Schnösel von der Agentur?
    
    Wenig später betrat sie den Raum mit einem Tablett mit einer Teekanne und zwei Bechern darauf, die sie den Männern am Tisch servierte. Dabei hörte sie den fremden Mann zu ihrem Vater sprechen:"...ich habe also das Archiv der Agentur und alle Forderungen, die mindestens 10 Jahre lang bestanden haben erworben und analysieren lassen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Sie am 234. Tag des Jahres 32 nach der Gründung der Kolonie freigelassen wurden, am 237. Tag desselben Jahres Ihre Frau freigekauft haben und am 292. Tag bereits Ihre Tochter Lila geboren wurde. Das heißt mit anderen Worten, ...
    ... dass Ihre Frau damals bereits schwanger gewesen war, und wie Sie natürlich wissen, gehören die Kinder, die von einer Sklavin geboren werden rechtlich ihrer Herrschaft. Natürlich war Ihre Frau zum Zeitpunkt der Geburt bereits frei, aber die 7 Jahre, die sie als Sklavin der Agentur dienen musste, waren eigentlich noch nicht abgelaufen. Ich sehe in den Archiven leider keinen Hinweis, dass Sie eine Abschlagszahlung für die Schwangerschaft geleistet hätten, was der übliche Weg gewesen wäre, obwohl Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Schwangerschaft wussten. Das heißt, rechtlich ist ihre Tochter immer noch Eigentum der Agentur, und da die Sache länger als 10 Jahre zurückliegt, mein Eigentum." Lila war sprachlos, ihr Vater sprang auf und wollte sich auf den Mann stürzen, der aber plötzlich eine kleine Schusswaffe in Hand hielt, worauf ihr Vater innehielt und ihn nur wütend ansah. "Sie können mich natürlich davonjagen, dann bin ich aber gezwungen, Klage beim Gericht in Sareen einzubringen, und wenn es sich herausstellt, dass Sie beide damals von der Schwangerschaft gewusst hatten, kann es durchaus sein, dass dieses entscheidet, dass der Freikauf Ihrer Frau damals ungültig war, weil Sie der Agentur diesen Umstand verschwiegen haben. In diesem Fall hätte Ihre Frau ihre Herrschaft unerlaubt verlassen, was nach den Verträgen für Zeitsklaverei eine automatische Verlängerung ihrer Dienstzeit um 3 Jahre bedeutet. Dies würde wiederum bedeuten, dass auch Ihre Söhne Geron und Tark, sowie ...