1. Lila 01


    Datum: 14.09.2020, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... sie und ihre Schwester sowie - als sie noch jünger waren - auch ihre Brüder, nicht verschont. Selbst ihre Mutter hatte im Schrank ein selbst genähtes, weiches Kissen, auf dem sie saß, wenn ihr Hinterteil wieder einmal Bekanntschaft mit Vaters Gürtel gemacht hatte. Aber bei ihrem Vater hatte sie nie die Lust, jemandem wehzutun gesehen, die dieser Fremde ausstrahlte. Er war stets bedacht darauf, dass seine Söhne stark, ehrlich und arbeitsam waren, bei seiner Frau und seinen Töchtern galt ihm der Leitspruch: "fleißig, fügsam, fromm". Ihre Schwester Ora kam häufiger mit dem ersten Teil in Konflikt, da sie lieber Bücher las, als sich der harten Arbeit auf der Farm zu widmen, Lila hingegen liebte es, allein mit dem Gleiter bei den Herden zu sein und konnte auch hart anpacken, dafür bekam ihr Hinterteil manchmal ihren Mangel an Fügsamkeit und Frömmigkeit zu spüren.
    
    Lila hatte gehört, dass es Leute gab, die sich Sklaven hielten, nicht weil ihre Arbeit sonst nicht zu bewältigen gewesen wäre, sondern schlicht, weil sie es sich leisten konnten - in den Städten waren Sklaven manchmal ein Statussymbol, und ihre Herren und Herrinnen betrachteten es als Hobby, sie zu brechen und zu absolutem Gehorsam zu dressieren. Derartiges galt draußen in der Steppe als frivol, man wollte keine willenlose Puppe, der man jede Arbeit befehlen musste, sondern einen denkenden Menschen, der selbst wusste, wo er zupacken musste. Sie fragte sich, ob ihr Herr (sie würde sich wohl angewöhnen müssen, so von ihm zu denken und ihn nicht als "den Fremden" zu titulieren) einer dieser Leute war. Mit diesem Gedanken im Kopf fiel sie ein einen seichten, unruhigen Schlaf.
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