Aber . . . Herr Doktor ! ! !
Datum: 01.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... umher, bevor sie in die große natürliche Eichentür des richtigen Hauses stolperte. Am Eingang hing eine polierte Messingplakette: „Miguel Raoul Pablo Hernandez, Notarzt und Facharzt für Allgemeinmedizin". Bei noch mehr Namen hätte das Schild eine Nummer größer sein müssen.
Achtzehn Minuten zu spät zu ihrem Termin (sie war nicht rechtzeitig aus dem Supermarkt gekommen), rannte Karin atemlos eine Treppe hinauf und stürzte keuchend in den Empfang des Arztes, wo sie die Sekretärin des Arztes fand, eine schlichte Frau mittleren Alters, die auf sie wartete. Sie hatte ihren Mantel schon an, räumte ihren Schreibtisch auf und schien nicht allzu erfreut zu sein.
„Ah, Frau Schäuble, nehme ich an. Doktor Hernandez hat gerade wegen Ihrer Abwesenheit einen anderen Patienten empfangen, also muss ich Sie bitten, dort drüben zu warten. Es sollte nicht zu lange dauern. Ich muss jetzt gehen, aber ich werde dem Arzt sagen, dass Sie hier sind."
Immer noch schwer atmend dankte Karin ihr und setzte sich unbehaglich auf einen geraden, harten Holzstuhl auf der anderen Seite des Raumes, strich ihren Rock glatt und fummelte nervös an ihrem Haar und den Knöpfen ihrer Bluse herum, um sich ein wenig herzurichten. Nach einem kurzen Anruf über die Sprechanlage beim Arzt, um Karins Ankunft anzukündigen, wünschte die Sekretärin ihr einen guten Abend und ging.
Während die Minuten zäh und langsam verstrichen, machte sich Karin beim Sitzen unbehaglich Sorgen wegen der bevorstehenden Konsultation. Sie ...
... wusste, dass ihre Angst zunehmen würde und es würde ihr schwerfallen die richtigen Worte zu finden, um diesem unbekannten Arzt ihr Problem zu erklären und dann die Einzelheiten ihrer misslichen Lage zu besprechen. In Wirklichkeit waren nicht viele Worte nötig, aber sie wusste, dass sie wahrscheinlich erröten und stottern würde, wie sie es bei ihrem alten, vertrauten „Onkel", Doktor Strack, nie getan hätte. Aber jetzt war es fast zu spät, um sich umzudrehen und wegzugehen; das musste sie einfach durchziehen.
Kapitel Fünf - Vorgespräche
Nach weiteren fünf angespannten Minuten knackte es plötzlich, als sich die Tür zu Doktor Hernandez Sprechzimmer öffnete, was eine leichte Angstexplosion in Karens Brust auslöste. Ein junger Mann trat heraus und ließ die Tür angelehnt. Er lächelte kurz in ihre Richtung, ging und Karen wartete wieder. Einen Moment später hörte sie eine sanfte, aber sehr männliche Stimme, die sie einlud hereinzukommen. Sie holte tief Luft, stand auf, mit zitternden Knien und bebenden Brüsten betrat sie das Allerheiligste des Sprechzimmers und stand schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber mit Doktor Hernandez.
Sie schloss die Tür und durchquerte den großen Raum, wo der Doktor saß und in eine Mappe schrieb. Die Mappe zur Seite legend, sah er sofort zu ihr auf, lächelte breit ein ärztliches Berufslächeln und stand auf, um ihr seine ausgestreckte Hand anzubieten.
Seine Anwesenheit war sofort beeindruckend, dachte Karen. Im Gegensatz zu ihrem alten ...