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Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,
... ließen und dann als Leiter der jeweiligen Arbeitsgruppe einfach ihren Namen unter die Überschrift eines Artikels setzten und dafür die Lorbeeren kassierten. Aber warum sollte sich dann jemand die Mühe machen, den Professor zu entführen? Warum hatte er - oder sie - Singer dann nicht einfach ermordet? Irgendetwas sagte Annie, dass der Professor dem Entführer nur lebendig nützlich war. Also doch eine Lösegelderpressung? Annie seufzte laut auf. Sie drehte sich im Kreis. Ohne eine heiße Spur würde sie nicht weiter kommen. Und je mehr Zeit verstrich, umso schlechter waren die Chancen, den Professor lebend zu finden. Eine Push-Nachricht kam herein und teilte Annie mit, dass sich eine neue E-Mail in ihrem Postfach befand. Die forensische Abteilung hatte ihr den vorläufigen Untersuchungsbericht der Spuren zugeschickt, welche die Spurensicherung aufgesammelt hatte. Viel gab der Bericht zu Annies Entsetzen nicht her. Das Video aus der Kamera des Cafés gegenüber war nahezu unbrauchbar. Auch die Techniker hatten nichts an der schlechten Qualität ändern können. Die beiden Unbekannten ließen sich damit nicht identifizieren. Zwei Männer, der eine älter, der andere jünger, das war's. Immerhin hatte die KTU aber den Autotyp identifizieren können. Die Entführer hatten einen VW T 5.1 Transporter, Baujahr 2009 in der Farbe Weiß benutzt. Annie stöhnte. Bestimmt gab es hunderte Transporter dieses Typs auf den Straßen Brisbanes. Rechnete man die gesamten Vororte des Großraumes hinzu, ...
... waren es vermutlich tausende mögliche Wagen. Die Kennzeichen waren auf den Videoaufnahmen nicht erkennbar und würden ihr bei der Identifizierung des Wagens demnach keine Hilfe sein. Es konnte ewig dauern, bis sie alle zugelassenen Wagen in und um Brisbane überprüft hatte. Zeit, die sie nicht hatte. Zeit, die Singer nicht hatte. Das Blut auf dem Teppich in Singers Büro stammte wahrscheinlich von Singer selbst. Die Blutgruppen stimmten überein, aber das Ergebnis einer Überprüfung des genetischen Fingerabdrucks stand noch aus. Also war der Professor verletzt. Die gute Nachricht war, dass es nur wenig Blut war, also lebte Singer wahrscheinlich noch. Der Bericht ging davon aus, dass die Blutspur eher nicht von einer Schusswunde herrührte, sondern am ehesten zu einer Platzwunde zu passen schien, wie man sie sich zuzog, wenn jemand mit einem harten Gegenstand zuschlug. Jemand hatte vermutlich Singer mit einem kräftigen Schlag gegen den Kopf bewusstlos geschlagen und ihn dann in den Transporter geschleift. Die kleine Statue, mit der die Täter das Einschussloch in der Schreibtischplatte kaschiert hatten, war jedoch nicht die Tatwaffe, denn es gab keine Blutspuren darauf. Annie nahm deshalb an, dass die Täter am ehesten mit dem Pistolengriff zugeschlagen hatten. Das Einschussloch war ebenfalls eine Sackgasse. Die Täter hatten das Projektil entfernt. Es war unmöglich zu sagen, welches Kaliber die Kugel hatte, geschweige denn, aus welcher Waffe es abgefeuert worden war. Die ...