1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... machen.
    
    „Hey, Annie, hast du noch eine Tasse für mich übrig?", sagte Goldstein tonlos. An diesem Tag sah er ziemlich übermüdet aus. Tiefe Augenringe hatten sich unter seinen aquamarinblauen Augen gebildet. Ein dunkler Schatten von Bartstoppeln zierte sein Kinn. Der oberste Knopf seines Hemdes war geöffnet und er hatte den Knoten seiner Krawatte gelockert.
    
    „Natürlich, hier", sagte Annie und goss Frank den Rest der Kanne ein.
    
    „Danke", antwortete er mit einem müden Lächeln.
    
    „Du siehst ziemlich fertig aus", stellte Annie mitleidig fest.
    
    „Der Douglas-Fall hält uns ziemlich auf Trab. Wir alle schieben Doppelschichten und kriechen schon auf dem Zahnfleisch. Ohne Kaffee würde ich wahrscheinlich nicht überleben. Du bist deshalb meine Rettung, danke."
    
    „Geschenkt. Habt ich denn inzwischen eine heiße Spur?", hakte sie nach.
    
    „Nein", antwortete Goldstein lakonisch, „abgesehen von der Leiche, jeder Menge Blut und einem Schuhabdruck gibt es keine verwertbaren Spuren. Die Tatwaffe hat der Täter mitgehen lassen, wir haben sie nicht gefunden. Douglas' Sekretärin hat ausgesagt, er habe sich am Abend seines Todes mit einem Rechtsanwalt namens Thomas Renner treffen wollen. Es ging um irgendein Schließfach der Bank, irgendeine Erbsache. Einer von Renners Klienten hätte das Schließfach geerbt, aber den Schlüssel dazu verloren. Es gibt ein Schreiben auf Douglas' Schreibtisch, das sich auf dieses Schließfach bezieht, aber wir haben darauf weder DNA noch Fingerabdrücke ...
    ... gefunden."
    
    „Irgendeine Ahnung, wen Douglas am Abend seines Todes getroffen hat?", fragte Annie neugierig nach.
    
    Frank zuckte mit den Achseln. „Jedenfalls keinen Anwalt, so viel steht fest. Einen Anwalt mit dem Namen Thomas Renner gibt's jedenfalls nicht bei der Kanzlei, die im Briefkopf angegeben war. Und die ist auch auf Verkehrsrecht spezialisiert, hauptsächlich Fälle mit Blechschäden, ab und an mal was mit leichteren Personenschäden, alles nur Lappalien. Aber keine Erbrechtsfälle."
    
    „Hm, dann ging es vermutlich um den Inhalt des Schließfachs?"
    
    „Das vermuten wir auch."
    
    „Was war denn darin?"
    
    „Das weiß kein Mensch. Douglas hat den gesamten Inhalt des Schließfaches mitgenommen, um es Renner auszuhändigen. Am Tatort haben wir aber nichts gefunden, wir nehmen deshalb an, dass der Täter den Schließfachinhalt mitgenommen hat."
    
    „Vielleicht war da irgendetwas Wertvolles drin? Schmuck oder ein Haufen Bargeld oder so etwas?", mutmaßte Annie.
    
    „Kann gut sein. Wir wissen es wie gesagt nicht. In der Bank gibt es keine Aufzeichnungen darüber, was sich in den Schließfächern befindet. Im Grunde genommen könnte dort jeder alles lagern: Schmuck, Geld, Waffen, Drogen, ... such' dir was aus."
    
    Frank trank von seinem Kaffee. „Na ja, wie man hört, hast du auch einen Fall an Land gezogen?"
    
    Annie nickte. „Ja, eine Entführung. Eigentlich was für eure Abteilung. Aber da ihr alle so viel zu tun habt, soll ich euch entlasten."
    
    „Und, kommst du voran?"
    
    „Leider nicht. Ich werde wohl ...
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