1. Politisieren geht über Studieren (01)


    Datum: 11.11.2020, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    ... sehr in Grenzen.
    
    Teilweise war dies schlichtweg darin begründet, dass schon seit der fünften Klasse die besten Partys bei ihm stattfanden. Manche trauten sich darüber hinaus einfach nicht, sich ihm entgegenzustellen oder wurden letztendlich von ihm doch wieder zufrieden genug gestellt, um ihm jegliche Unarten zu vergeben.
    
    Zu letzterem Personenkreis zählte ich. Johannes wusste stets, mich gleichermaßen, diplomatisch ausgedrückt, zu irritieren und doch wieder meine Gunst zu erlangen.
    
    Er ist der Typ Mensch, der absolut unzuverlässig ist, sich für nichts wirklich entschuldigt, aber gleichzeitig auch gerade an absoluten Tiefpunkten eine willkommene Ablenkung darstellt -- so etwa, als ich noch ein wenig in meiner Wehmut über Patricia gefangen war und wir neben einem Besuch im Wasserpark mit zwei durchaus nett anzusehenden Mädchen noch in einem sündhaft teuren Restaurant essen waren, natürlich durchweg durch seinen Vater gesponsert.
    
    Ohne den Anriss zu lesen öffne ich die Nachrichten.
    
    „Hey Jacob altes Haus, was macht das Leben? Ich hoffe es ist so gut wie meins, hehe. Hör mal, du hast doch bestimmt ein bisschen free time, oder? Meine Mutter bastelt im Moment an unserer Gartenlaube herum und bräuchte da ein bisschen männliche Hilfe. Wie sieht's aus, kann ich auf dich zählen?"
    
    Nachricht Nummer zwei liest sich dann wie folgt: „Nur zu Erklärung, bin in Italien auf dem Weg in Richtung Sizilien, Liliana wollte mir ihre Familie und deren Heimat zeigen. Du erinnerst dich ...
    ... noch an sie, aus unserer Stufe? 😉"
    
    Die letzte Nachricht ist ein Bild der Rückseite von besagter Liliana, ihrem elegant geschwungenen, schlanken Körper, den langen Beinen, natürlich völlig unbekleidet vor einer Klippe stehend.
    
    Natürlich erinnere ich mich an sie, sie zählte zu den attraktivsten Mädchen der Stufe und war mit ihrer kessen Art eine äußerst polarisierende Figur. Sie passt gut zu Johannes, auch wenn ich nun gerne mit ihm tauschen würde.
    
    Umso mehr tendiere ich dazu, mir irgendeine Ausrede einfallen zu lassen, um seinen Wunsch abzulehnen, auch wenn ich weiß, dass er ihn vermutlich hartnäckig weiter verfolgen und mich letztendlich überzeugen wird.
    
    Dann schießt mir zusätzlich seine Mutter in den Kopf. Die wenigen Begegnungen, die ich mit Anja Behrends hatte, waren durchweg positiv. Sie ist einfach eine nette, durchaus hübsche Frau, die nicht viele ihrer Gene an ihren Sohn abgegeben zu haben scheint. Irgendwie widerstrebt es mir, sie mit ihrem Vorhaben allein zu lassen und es würde mich sehr überraschen, wenn Johannes genau das nicht von mir wüsste.
    
    Um eine Flutwelle von Anrufen und Nachrichten, gefüllt mit Schmeicheleien und Bestechungsversuchen, zu vermeiden, tippe ich, nicht ohne ein wenig Wut im Bauch: „Sicher, wann und wo soll ich da sein? Ja, an Liliana erinnere ich mich, sehr gut sogar. Viel Spaß. 😉"
    
    Prompt, als hätte er nur so darauf gewartet, kommt die Antwort: „Besten dank mein Freund! Liliana hat hier einiges an Familie und die haben Freunde, ...