1. Gegen alle Widerstände


    Datum: 29.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... und einigen anderen involviert gewesen sein sollte. Aber die Brüder und das Mädchen haben dicht gehalten und man konnte ihnen nichts nachweisen."
    
    Gregor schluckte, als er das hörte.
    
    "Da ist Silke der Kragen geplatzt", fuhr Arne fort. "Sie hat ihn zur Rede gestellt und gesagt, sie werde die Scheidung einreichen. Klaus ist ausgerastet und hat sie schwer verprügelt. Als die Mädchen ihrer Mutter helfen wollten, haben sie auch ihren Teil abbekommen. Kurz und gut, Silkes Eltern haben Klaus wegen Körperverletzung angezeigt und Sven hat ihren Fall übernommen. Leider ist Klaus vom Richter nur zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt worden. Silke hat das Sorgerecht für die Kinder erhalten und Klaus muss ordentlich für den Unterhalt zahlen. Seitdem verachtet sie Männer und sie ist ein krasserer Fall als es Elvira damals war. Elvira hat sich von ihren Freunden helfen lassen, aber Silke hat sich komplett zurückgezogen und sich und die Mädchen regelrecht isoliert. Und niemand hat diese Mauer bis heute einreißen können."
    
    Im Laufe des Gespräches erfuhr Gregor, dass Silke bei der SBB (Schweizer Bundesbahn) in Basel als Disponentin beim Fernverkehr arbeitete, dass ihre Mädchen 14 und 10 Jahre alt waren und tagsüber bei den Großeltern waren, bis ihre Mutter von der Arbeit nach Hause kam. Dadurch dass sie Schichtdienst hatte, war es nicht leicht für Silke, alles auf die Reihe zubekommen, ohne dass ihre Kinder darunter zu leiden hatten. Er hatte den Verdacht, dass Arne ihm das ...
    ... alles nur so ausführlich erzählte, um sein Interesse anzufachen, damit er Silke mehr Aufmerksamkeit schenken würde.
    
    Das war aber nicht nötig, denn sein Interesse für diese Frau war schon geweckt. Ständig ging sie ihm im Kopf herum, so dass er mehr als einmal Schwierigkeiten hatte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
    
    Jetzt verstand Gregor Frau Hallmeier aber etwas besser. Vielleicht war er zu aufdringlich bei dem Versuch gewesen, sie zu porträtieren, aber sie war so verdammt hübsch, temperamentvoll und als Typ von Frau sprach sie ihn voll an.
    
    In einer solchen Phase setzte er sich hin und malte ein Portrait von Silke aus dem Gedächtnis. Er erschrak als er das fertige Bild sah, denn es wirkte fast lebendig und als ob sie jeden Augenblick aus dem Papier hervortreten könnte. Das war kein Portrait, das war schon fast eine Liebeserklärung.
    
    In einer boshaften Eingebung malte er das gleiche noch einmal kleiner, aber diesmal bekam Silke zwei Teufelshörner aufgesetzt, einen Geißfuß, den Schwanz einer Kuh und aus Nase und Mund kam schwarzer Rauch hervor, den er durch etwas gelbe Kreide kaschierte und plastischer gestaltete. Man konnte den Schwefel förmlich riechen. Gott sei Dank würde sie dieses Bild niemals sehen.
    
    ´Läck mich am Füdle´, dachte er, ´das würde einen Aufstand ihrerseits geben, wenn sie dieser Karikatur ansichtig wurde.´
    
    Er rahmte beide Bilder und hängte sie im Flur hinter der Eingangstür auf, deckte das kleine mit einem Tuch ab und zog sich lachend seine ...
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