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Gegen alle Widerstände
Datum: 29.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,
... Jacke an. * * * Gregor hatte die letzten zwei Wochen durchgearbeitet und war nicht einmal aus dem Haus gekommen. Vierzig Bilder hatten den letzten Schliff bekommen, wurden hinter Museumsglas gesetzt und von einem Fachmann gerahmt. Alles war für die Ausstellung in seiner Heimatstadt Langenthal vorbereitet, wo sein verstorbener Vater immer noch eine Dauerausstellung hatte, die von seiner Stiefmutter betreut und nach und nach mit noch nicht gezeigten Kunstwerken bestückt wurde. In einem Nebenraum konnte er seine Bilder und Zeichnungen einem größeren Publikum näher bringen. Aber jetzt war es erst einmal genug mit der Arbeit. Er musste hinaus, Freunde und Bekannte treffen und etwas für sein Wohlbefinden tun. Außerdem wollte er noch einkaufen, da seine Lebensmittelvorräte sich bedenklich dem Ende zuneigten. Also ab in den Supermarkt um etwas für seine Sinne zu finden. Für den Magen das Essen und für seine Motivation einen Kaffee und ein paar Gespräche und kleine Flirts mit schönen und interessanten Frauen. Er packte schnell noch seinen Skizzenblock und eine Schachtel mit Bleistiften und Farbkreiden ein und verließ das Haus. Als er seine Einkäufe zusammen hatte, setzte er sich in die Galerie des Cafés, wo die Einkäufer:innen nach Erledigung der Besorgungen an ihm vorbei flanierten. Plötzlich stand Sabine K. vor ihm und fragte ihn ganz schüchtern, so wie er es gar nicht von ihr kannte (denn Schüchternheit oder mangelndes Selbstbewusstsein waren nicht gerade eine von ...
... ihren hervorstechenden Eigenschaften), ob er sie vielleicht noch einmal porträtieren könnte. Sie wollte das Bild ihrem Mann zum Geburtstag schenken. Gregor bat sie Platz zu nehmen und begann mit schnellen und routinierten Strichen erste Linien auf das Papier zu zeichnen. Dabei blickte er Sabine konzentriert und intensiv an, die unter diesen forschenden Blicken immer nervöser und unsicherer wurde. "Bitte still sitzen!", sagte er zu ihr, "sonst wird das nichts." Sabine nickte und riss sich zusammen. Eigentlich war sie nicht leicht zu beeindrucken und lies sich auch nicht gerne etwas sagen,, aber Gregors Gegenwart und seine forschenden Blicke schüchterten sie schon ein wenig ein. Gregor grinste in sich hinein. Er war erfahren und sicher genug, um sie aufs Papier zu bringen, auch wenn sie sich bewegte und umsetzte. Er mochte es einfach, diese hübsche und schlanke Frau anzuschauen. Aber da sie mit dem Inhaber des größten Installationsbetriebes verheiratet war, war sie für ihn tabu. Nach 20 Minuten reichte er ihr das fertige Bild, verweigerte mit der Bemerkung "für sie mache ich das doch gerne" die 5 Euro von ihr, die er sonst für eine Zeichnung verlangte und sah ihr bewundernd nach, als sie errötend und schwungvoll davon eilte. "Wieder ein Opfer?" wollte Manfred wissen und Helmut grinste, als sie sich neben Gregor nieder ließen und sich mit Cappuccino und Croissants eindeckten. Die beiden Rentner waren jeden Vormittag im Café, schauten Gregor bei seiner künstlerischen ...