1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    Kumiho Na-Ri
    
    Dämonin des Windes 1
    
    von
    
    J. Paschmann
    
    Donner, Blut und Samurai
    
    Es donnerte, doch am Himmel waren keine Gewitterwolken zu sehen. Na-Ri, welche gerade, entspannt am Bach liegend, dem Spiel der Schmetterlinge zugeschaut hatte, blickte überrascht auf. Als es erneut knallte, diesmal eine ganze Serie in unglaublich schneller Folge, sprang sie auf. Das war kein Donner. Dergleichen hatte sie noch nie vernommen.
    
    Neugierig, wie sie nun einmal war, machte sie sich auf, den Ursprung dieses ungewöhnlichen Donners zu erfahren. Leichtfüßig lief sie durch den Dschungel, dabei Pfade nutzend, welche die meisten Menschen nicht einmal als solche erkannt hätten. Dass sie sich dabei nicht ausschließlich auf ihre Augen verlassen musste, war natürlich von Vorteil. Die Spuren des Tigers roch sie auch nach Wochen.
    
    Sie brauchte im Dschungel keine Angst zu haben. Nichts, was hier lebte, konnte ihr gefährlich werden, sei es ein Tiger oder die Giftschlange, welche sie gerade geschickt übersprang.
    
    Das Geräusch kam eindeutig aus Richtung der Festung. Plötzlich drangen ihr ungewöhnliche Gerüche in die Nase. Es war Rauch, jedoch nicht von normalem Feuer. Er hatte etwas von dem Geruch, welche die feuerspeienden Berge abgaben.
    
    Na-Ris Gedanken wanderten kurz zu ihrer Schwester Yun, welche im Norden, in der Nähe des großen Feuerberges lebte. Sie hatte sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und sie vermisste sie. Na-Ri fühlte sich oft einsam, denn sie konnte mit ...
    ... niemanden sprechen.
    
    Ein neuer Geruch ließ sie abrupt stehen bleiben. Er war metallisch. Diesen Geruch konnte sie auch unter tausend anderen Gerüchen identifizieren, und er ließ sie erzittern. Es war der Geruch von Blut, sehr viel Blut. Menschenblut.
    
    Sehr viel vorsichtiger setzte sie ihren Weg fort. Ihr Jagdtrieb war erwacht.
    
    Es war ein Schlachtfeld. Hier hatten Menschen gekämpft und waren gestorben. Das war weder ungewöhnlich, noch brachte es Na-Ri außer Fassung. Dergleichen taten Menschen ständig. So etwas machte es ihr leicht, ihre Bedürfnisse zu stillen.
    
    Versteckt unter den Bäumen blickte sie hinunter auf das Reisfeld, im Tal vor der Festung, welches nun übersäht mit toten und sterbenden Menschen war.
    
    Mit Bedauern erkannte sie, dass sie noch nicht hinunter konnte, denn die siegreichen Menschen hielten sich noch immer dort auf. Sie schritten über das Schlachtfeld und trennten die Köpfe der Opfer ab. Das war dumm. Sie mochte kein Aß.
    
    Ein Knacken zu ihrer Linken weckte erneut ihre Aufmerksamkeit.
    
    Vorsichtig wich sie zurück in den Dschungel, und suchte sich einen Weg zu dem vernommenen Geräusch. Auch hier witterte sie Blut. Einer der Soldaten war wohl dem Gemetzel entkommen. Gut möglich, dass sie ihm ihre Gnade erweisen konnte.
    
    * * *
    
    Sie hatte sich geirrt. Es war nicht ein Mensch, es waren zwei. Und es waren eindeutig verfeindete Soldaten.
    
    Während der verletzte Ältere eindeutig ein Einheimischer war, kam der andere aus der Fremde, Japan genannt. Beide ...
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