1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... irgendwie berührt haben. Erfolglos zog er nun einige Zeit schon die Klinge über Moos, in der Hoffnung, dass sie aufhören würde zu stinken. Der Geruch war schwächer geworden, jedoch nicht verschwunden. Seufzend steckte er es in die Scheide.
    
    Er hockte etwa 10 Schritt entfernt, auf der windzugewandten Seite von Na-Ri. Hier war der Gestank noch erträglich. Solange der Wind nicht drehte, konnte man es aushalten.
    
    Na-Ri hatte, kaum dass sie aus dem, offensichtlich magisch verstärktem Netz frei geschnitten war, sofort die Kleidung abgestriffen und weggeworfen. Doch es war zu spät gewesen. Die Flüssigkeit hatte bereits ihre Haut erreicht und saß nun fest wie Teer, wenn auch unsichtbar.
    
    Mit Moos und Laub versuchte sie mit aller Kraft, das Zeug abzuwischen.
    
    De-Yong bewunderte ihre Selbstbeherrschung. Selbst jetzt rumorte noch sein Magen, obwohl schon nichts mehr drin war. Na-Ri dagegen hatte sich nicht übergeben müssen. Dämonen schienen eine gewisse Widerstandsfähigkeit zu besitzen.
    
    „Sitz nicht rum, tu was!", befahl sie ihm nun inbrünstig.
    
    „Was soll ich denn tun? Versuch es doch mit Wasser!", riet er ihr.
    
    Zu seiner Überraschung begann Na-Ri hemmungslos zu weinen. Dämonen konnten weinen?
    
    „Es hängt überall an mir, brennt, stinkt und klebt. Und nicht einmal mit Moos lässt es sich abwischen! Und das Schlimmste ist, dass ich wegen diesem furchtbaren Geruch nichts mehr riechen kann. Ich bin blind! Wie soll ich so jagen?"
    
    De-Yong erkannte ihr Problem.
    
    „Hier im ...
    ... Norden sind die Samurai noch nicht. Wir können sicher Reis kaufen. Außerdem Seife, damit lässt es sich bestimmt entfernen!"
    
    Sniefend blickte sie zu ihm auf. Sie sah wirklich wie ein Häufchen Elend aus.
    
    „De-Yong, wir müssen uns wieder vereinigen!"
    
    „Vergiss es!", antwortete er entsetzt. „Das kannst du nicht von mir verlangen!"
    
    Wutentbrannt sprang sie auf und auf De-Yong zu. Doch der krümmte sich sofort und begann trocken zu würgen. Verwirrt blieb sie stehen.
    
    Langsam wich er zurück.
    
    „Versteh doch", erklärte er krächzend, als er wieder Luft bekam, ohne würgen zu müssen. „Es ist unmöglich, solange du so stinkst!"
    
    Frustriert warf Na-Ri ihren Kopf in den Nacken.
    
    „Cham, wenn wir uns das nächste Mal begegnen, bringe ich dich um, das schwöre ich!", rief sie laut.
    
    De-Yong hielt es für keine gute Idee, den Berggeist weiter zu provozieren oder ihm gar zu drohen, schwieg jedoch.
    
    „Lass uns zum Tempel gehen. Dort oben ist auch eine Waschgelegenheit", schlug er stattdessen vor.
    
    „Aber lass mich bitte vor gehen. Der Wind kommt gerade von vorne!", ergänzte er schnell, als Na-Ri nickte und ansetzte, an ihm vorbei schreiten zu wollen.
    
    Das dämonische Leuchten ihrer Augen war wieder erloschen, und die Tränen der Erniedrigung flossen über ihr Gesicht. In diesem Moment empfand De-Yong schon beinahe so etwas wie Mitleid mit dieser Dämonin.
    
    Nichtsdestotrotz hatte sie ihn hintergehen wollen. Sie hatte gegenüber Cham zugegeben, dass sie nur deshalb den Tempel aufsuchen ...
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