1. Das Koma


    Datum: 02.01.2021, Kategorien: Romantisch

    ... mir und drückt mich. Ich drehe mich zur Seite und sehe in Veronikas Gesicht und sage lautlos: "Danke."
    
    Sie legt die Hand auf Franziskas Kopf. Dabei berührt sie - ob mit Absicht oder durch Zufall - mit ihrem Handrücken meine Wange.
    
    Franziska schaut auf: "Fahren wir nach Hause?"
    
    "Entschuldigung", sagt sie leise und bekommt rote Wangen. Dann spricht sie Franziska an: "Ja: Wir müssen langsam los. Außerdem wollen wir morgen deinen Papa hier abholen."
    
    Ich schaue sie an: "Einfach so? Und wohin?"
    
    Sie wird leicht rot: "Ich habe mit Dietmar, ich meine Professor Kaul, gesprochen. Er lässt dich gehen, wenn ich dich auch einmal alleine lassen kann."
    
    "Wohin? Nun ja", sie ist jetzt sichtlich nervös, "aber deine Tochter lebt bereits bei uns im Haus und ich hatte gedacht ..."
    
    Sie verstummt und ich lege meine Hand auf ihre. Dann fährt sie fort: "Ich würde gerne, dass du erst einmal bei uns mit wohnst. Das Haus ist groß genug, du kannst überall mit dem Rollstuhl hin - sogar mit Fahrstuhl."
    
    "Ich kann doch nicht ...", fange ich an, doch Veronika unterbricht mich: "Doch, du kannst. Beziehungsweise: Warum nicht?"
    
    "Ich weiß nicht, du kannst doch nicht einfach ... wie sieht denn das aus ..."
    
    Sie schaut mich an und schüttelt nur mit dem Kopf.
    
    "Komm Franziska, wir müssen gehen. Dein Papa braucht ein wenig Ruhe. Die Anstrengung war ein wenig viel für ihn."
    
    "Aber wir holen ihn morgen ab, oder?"
    
    "Wenn er lieb ist", sie schaut mich böse an.
    
    Dann setzt sie ...
    ... Franziska in den Rollstuhl und sie fahren aus dem Raum.
    
    Ich kann nicht einschlafen, weil ich mich wie ein Arsch benommen habe.
    
    Ich hatte überlegt, sie anzurufen, habe aber festgestellt, dass ich nicht Mal ihre Telefonnummer habe.
    
    Ihr irgendwie zu unterstellen, dass wir ... nein ... was andere denken ... Alter, wir leben im 21. Jahrhundert.
    
    Gegen 20 Uhr rufe ich meinen Chef an und bitte ihn um ihre Nummer: "Spinnst du? Um die Uhrzeit?", blafft er ins Telefon: "Ich dachte, dir ist was passiert."
    
    Ich erkläre kurz, was ich mir geleistet habe.
    
    Er lacht auf und ich reagiere grantig: "Das ist nicht lustig."
    
    "Das ist es auch nicht", kommt es aus der Leitung zurück.
    
    Plötzlich höre ich eine Frauenstimme: Rebecca ruft: "Du Spinner, sieh zu, dass du das wieder hinbekommst. Gute Nacht."
    
    Dann ist die Leitung tot und ich starre fassungslos auf das Telefon.
    
    Kurze Zeit später bekomme ich eine Whatsapp mit einer Rufnummer und dem Kommentar: "Viel Glück, M&R"
    
    Na super, das kling nach "Toi, toi, toi."
    
    Es ist kurz nach neun und ich liege immer noch da und weiß nicht, was ich machen soll.
    
    Dann fasse ich mir ein Herz und fange an zu tippen.
    
    Hallo Veronika, erst einmal, bevor du es sagst: Ich bin ein Arsch. Chauvinistisch, unsensibel, ich höre nicht zu, ...
    
    Aber eins kann ich jetzt tun: Mich entschuldigen. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, was diese Worte auslösen können. Ich könnte jetzt vieles Erzählen, warum ich vielleicht so reagiert habe, aber bis ...
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