1. Das Koma


    Datum: 02.01.2021, Kategorien: Romantisch

    ... rollt los. Melanie folgt ihr und schaut verwirrt zu ihrer Mutter.
    
    "Was ist los?", frage ich direkt.
    
    Sie schaut zu den beiden und meint nur: "Später."
    
    Dann steht sie auf, geht in den Keller und kommt mit einer Flasche Wein wieder, die sie ohne zu Fragen in Richtung Wohnzimmer bringt.
    
    Dann holt sie Gläser und stellt diese auf den Tisch.
    
    Maria hat das Ganze schweigend beobachtet und bringt schnell die Lebensmittel in den Kühlschrank und kommt mit einer Flasche Mineralwasser und weiterem Gläsern. Dann nickt sie mir zu und sagt leise: "Veronika trinkt in der Woche nur, wenn sie genervt oder wütend ist."
    
    "Also ist das diese Woche nicht das erste Mal?"
    
    Sie grinst mich an.
    
    Ich will mich auf einen der Sessel setzen, doch sie schaut mich nur an und klopft auf einen Platz auf dem Sofa neben sich.
    
    Ich lächle sie an und mache wie befohlen.
    
    Sie lächelt nicht. Das Thema ist ernst.
    
    Nachdem ich mich gesetzt habe, nimmt sie einen Brief, der auf dem Tisch liegt: "Es tut mir leid, dass ich ihn geöffnet habe, aber das war wichtig."
    
    Auf dem Umschlag steht: "Förmliche Zustimmung", der Absender: "Familiengericht Berlin."
    
    Ich schaue sie an und fange an zu lesen.
    
    Nach ein paar Sekunden fange ich an zu zittern und Veronika sagt nur: "Schnaps."
    
    Maria springt auf und geht zu einer kleinen Bar und kommt kurz darauf mit drei Gläsern und einer Flasche zurück.
    
    Ich trinke den Ersten auf Ex und schaue dann auf: "Warum?"
    
    "Ich weiß es nicht", sagt sie ...
    ... leise.
    
    Im Brief fordert meine Mutter das Sorgerecht für Franziska, da ich als Vater weder gesundheitlich noch zeitlich nicht in der Lage bin, ein behindertes Kind zu versorgen.
    
    Der Brief ist letzte Woche eingegangen und die Frist zur Stellungnahme läuft morgen ab.
    
    Ich zeige auch Maria das Schreiben und sie füllt nach dem Lesen wortlos die Gläser wieder auf.
    
    Ich fange lautlos an zu weinen.
    
    Veronika nimmt mein Gesicht zwischen ihre Hände: "Ich habe bereits mit Frau Meier vom Jugendamt gesprochen. Dem Vorgang wird morgen widersprochen, aber sie braucht dafür die Unterschrift ihres Vorgesetzten. Sie hat heute mit ihm gesprochen, er segnet das morgen ab.
    
    Und ich habe auch mit Thomas Wagner, einem der vernünftigen Senior-Partner meines Mannes gesprochen. Er hat direkt mit dem Gericht gesprochen. Der zuständige Richter war nicht zu sprechen, aber die Rechtspflegerin sagte mir, dass sie und der Richter sowieso an der Rechtmäßigkeit des Vorgangs zweifeln, da ein paar der eingereichten Unterlagen vermutlich gefälscht oder zumindest nicht im richtigen Zusammenhang stehen."
    
    Sie trinkt einen weiteren Schnaps.
    
    Zwischenzeitlich ist auch Melanie da und nimmt das Schreiben in die Hand. Auch ihr fließen die Tränen, doch diesmal geht Maria mit ihr in Richtung Küche, in der Hand zwei Gläser.
    
    Ich bin immer noch sprachlos.
    
    Nach einer Weile fange ich dann doch an: "Wieso hast du dich da so reingehängt?"
    
    "Weil mir niemand meine Familie wegnimmt."
    
    Sie stockt und wird rot: ...
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