1. Das Koma


    Datum: 02.01.2021, Kategorien: Romantisch

    ... dieses Programm ins Leben gerufen."
    
    Ich schaue sie an. Zumindest der erste Teil hört sich etwas unvollständig an, aber ich will ja nicht nachbohren.
    
    Eine halbe Stunde später kommt die Physiotherapeutin und ich habe anschließend Tränen in den Augen, aber nicht von der Trauer über den Verlust meiner Frau.
    
    Bis zum Mittag schlafe ich dann vor Erschöpfung.
    
    Als ich aufwache, sehe ich Frau Maler neben mir sitzen, mit einem Buch in der Hand. Ich lächle. Ein schönes Bild.
    
    Dann schäme ich mich und mir laufen Tränen die Wangen herunter. Ich habe das Gefühl, das Andenken an meine Frau zu beschmutzen, wenn ich die Frau neben mir attraktiv finde.
    
    Ich muss wohl geschluchzt haben, denn auf einmal wird Frau Maler wach und schreckt hoch: "Entschuldigung, ich bin wohl eingenickt."
    
    Ich sehe sie traurig an: "Alles gut, ich hatte nur so einen Moment."
    
    Sie nimmt mich in den Arm und ich weine wieder lange.
    
    Nachher entschuldige ich mich, als das Essen kommt.
    
    Eine leichte Suppe und hinterher zwei Jogurt und Obst.
    
    "Eine Sache noch", Frau Maler hat schon den Löffel in der Hand, "für Sie ist ihre Frau gefühlt vor ein paar Tagen gestorben, erwarten sie keine Wunder. Mein Mann starb vor sechs Monaten. Selbst ich trauere noch."
    
    "Das mit dem Füttern ist mir so peinlich."
    
    "Dann strengen sie sich an. Wenn sie sich alleine aufrecht halten können, besorge ich einen Rollstuhl."
    
    Dann zwinkert sie, als der erste Löffel im Mund gelandet ist und auf seine Geschmacksknospen ...
    ... trifft: "Wenn sie ihren Arm höher als gestern heben können, gibts noch einen zweiten Nachtisch."
    
    Hups, denke ich, das war jetzt aber zweideutig. Ich schaue sie schief an, wir sprachen gerade noch darüber, dass meine Gefühle für Magdalena noch sehr frisch sind.
    
    Ich schaue sie schief an, sehe aber dann, dass sie eine Packung Toffife in der Hand hält.
    
    Meine Gesichtsfarbe rutscht ins Tiefrote und sie schaut mich etwas verwirrt an: "Ist damit etwas nicht in Ordnung?"
    
    Ich stottere etwas von "Nein ... Lecker ... aber das ist mir alles peinlich."
    
    "Das wird schon", sie grinst, "aber erst kommt der Muskelkater."
    
    Am Nachmittag kam dann meine Mutter mit Franziska.
    
    Die Kleine war so aufgewühlt, dass sie aus dem Rollstuhl sprang und in meine Arme hüpfte.
    
    Danach haben wir eine ganze Weile zusammen geweint.
    
    Frau Maler hat sich kurz vorgestellt und ist dann aus dem Raum, hat aber vorher noch auf den Schwesternruf gezeigt: "Wenn irgendetwas ist."
    
    Meine Kleine erzählt mir eine ganze Weile, ohne eine Pause, was sie erlebt hat und dass sie jetzt toll Rollstuhl fahren kann. Sie soll in knapp zwei Monaten ein neues Bein bekommen und kann dann wieder laufen.
    
    Meine Mutter hat ihre Hand auf meine Schulter gelegt, unsere Begrüßung war nicht frostig, aber sie scheint etwas auf dem Herzen zu haben.
    
    Wir unterhalten uns lange, auch über Magdalena.
    
    Um 16:00 Uhr kommt leider die Physiotherapeutin und die beiden gehen dann auch. Meine Mutter verspricht, dass sie morgen ...
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