1. Was eine Frau unbedingt braucht.


    Datum: 19.01.2021, Kategorien: Erstes Mal

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    Wie hatte sie nur in eine derartige Situation kommen können? Sandra schüttelte innerlich den Kopf als sie dem Hotelpagen zurück ins Hotelzimmer folgte. Dieser verdammte Pelzmantel war schuld...
    
    Sie erinnerte sich, wie sie ihn vor drei Monaten von ihrer Tante Anneliese geschenkt bekommen hatte, als sie diese zum Geburtstag besucht hatte.
    
    „Sandra, Liebes", hatte Tante Anneliese ihr damals erklärt, „Geld brauchst du wohl nicht, dein Mann verdient gut. Aber nimm diesen Mantel! Ich trage ihn ohnehin nicht mehr. Betrachte ihn als eine Art vorzeitige Erbschaft. Irgendwann kannst du ihn sicher noch einmal brauchen."
    
    „Aber Anneliese, wer, Bitteschön, trägt denn heute noch Pelzmäntel?", hatte sie geantwortet. „Das ist wirklich echt altmodisch. Außerdem rücken einem heute sofort die Anhänger von PETA auf den Pelz."
    
    Ihre Tante war die Zwillingsschwester ihrer Mutter. Sie war eine etwas geheimnisvolle Person, über deren Vergangenheit in der Familie nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde. Sandra fühlte sich seit Kindertagen, vielleicht gerade aus diesem Grund, auf ganz besondere Weise zu ihr hingezogen.
    
    „Liebes, die Zeiten ändern sich wieder, glaube mir! Ich habe so vieles kommen und gehen sehen. Für mich gibt es nur wenige Dinge die eine Frau ...
    ... unter allen Umständen braucht: einen Pelzmantel... den Willen sich dem Leben hinzugeben - und einen Mann, dem sie sich unterwerfen kann."
    
    Das Wetter an Tante Annelieses Geburtstag hätte damals nicht schöner sein können. Das Licht strahlte kalt und eisklar wie ein Diamant. Sandra trug ein elegantes Kleid, das sie sich einmal für ein Fest in der Firma gekauft hatte, in der ihr Mann als Prokurist arbeitete. Sie hatte sich vorgenommen an diesem Tag ein bisschen länger als sonst zu bleiben. Anneliese freute sich immer, wenn sie Besuch bekam. Das kam selten vor, seit dem Tod von Sandras Mutter. Ihre Mutter hatte Tante Anneliese früher immer nur aus Pflichtgefühl besucht, nie aus Sympathie. Nachdem Sandra das Kaffeegeschirr abgeräumt hatte, holte sie, auf Bitten ihrer Tante, eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank.
    
    „Prost, Kindchen, eine Reminiszenz an vergangene Zeiten. Gibst du mir mal die Zigaretten?"
    
    „Hä? Seit wann rauchst du? Wäre es nicht besser...", Sandra biss sich auf die Zunge, sie wollte nicht den Oberlehrer spielen.
    
    „Weißt du, Kind, ich rauche seit ich siebzehn war und es hat mir immer Spaß gemacht. Irgendwann haben die Ärzte mir geraten damit aufzuhören und ich habe ihren Rat befolgt. Jetzt bin ich vierundachtzig. Meinst du, dass es da auf einen Monat mehr oder weniger Leben noch ankäme?"
    
    „O ja, für mich schon", flüsterte Sandra. „Du bist doch die Einzige, die ich noch habe, seit Mutter tot ist."
    
    Tante Anneliese legte ihre kleine, runzlige, aber ...
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