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TABU
Datum: 25.03.2021, Kategorien: Erstes Mal
... seinen Platz hatte. Ein wirklich hübscher Junge, dachte ich mir. Nicht gerade der Macho-Typ, der bei vielen Mädchen dieses Alters gut ankommt, aber doch ganz nett anzusehen. Seine Unterarme schienen recht kräftig und auch sein Schultergürtel machte einen gut trainierten Eindruck. Besonders auffällig waren seine graugrünen Augen, die er immer wieder verschüchtert nach unten wandte, wenn sich unsere Blicke zufällig kreuzten. Kreuzten sich unsere Blicke wirklich zufällig? Als Lehrerin erwartet man es ja eigentlich von einem aufmerksamen Schüler, dass er den Blickkontakt hält und einem aufmerksam zuhört. Umgekehrt sollte ich als Lehrerin meine Blicke allerdings gleichmäßig unter allen Schülern verteilen, was ich im Moment allerdings überhaupt nicht tat. Im Gegenteil, ertappte ich mich doch immer wieder dabei, wie ich zu Markus blickte, während ich die anderen Schüler kaum noch auf dem Schirm hatte. "Mensch Bianca!" schalt ich mich in Gedanken selbst. "Bleib gefälligst professionell und reiße dich zusammen!" Krampfhaft zwang ich mich dazu, nicht immer zu Markus zu blicken, sondern ganz bewusst zu anderen Schülern, die ich mir jetzt sogar danach aussuchte, dass sie nicht in der Nähe von Markus saßen. Der Rest der Unterrichtsstunde schien im Zeitlupentempo zu verstreichen. Immer wieder blickte ich verstohlen auf meine Uhr und hoffte auf eine möglichst rasche Erlösung durch den Pausengong. Als er dann endlich ertönte, spürte ich, wie eine Last von mir abzufallen schien, denn ...
... an diesem Tag würde ich zum Glück keine weitere Stunde in dieser Klasse unterrichten. Unter den Schülern brach plötzlich Hektik aus, denn als nächstes stand Sport auf dem Stundenplan. Die Sporthalle befand sich am anderen Ende des Schulgeländes, also war ein Ortswechsel angesagt. Die meisten Schüler ließen ihre Schultaschen im Klassenzimmer zurück und nahmen nur ihre Sportsachen mit, denn die Türen wurden von den Lehrern immer abgeschlossen. Beim Vorbeigehen, verabschiedeten sich die Kids freundlich von mir. Zwar hatte ich von mir selbst den Eindruck, dass ich mich in dieser Stunde ziemlich bescheuert vor ihnen angestellt haben muss, die Schüler selbst schienen jedoch nichts bemerkt zu haben, denn sie wirkten auf mich alle sehr aufgeschlossen und gut gelaunt. Ale einer der Letzten verließ Markus Steinmeier die Klasse. Ich musste wirklich sehr mit mir kämpfen, ihm nicht in den Schritt zu schauen, versuchte sogar, seinem Blick auszuweichen, was mir allerdings nicht gelingen wollte. Für den Bruchteil eines Augenblickes kreuzten sich unsere Blicke und ich glaubte, einen fragenden Ausdruck in seinen Augen zu erkennen. Rasch wandte ich mich ab und tat so, als ob ich etwas Bestimmtes suchen würde, als ob ich fürchten würde, Markus könnte meine Gedanken lesen. "Tschüss Frau Unger!" hörte ich ihn noch rufen und da war er schon zur Tür hinaus. "Moment mal!" hörte ich mich plötzlich selbst rufen. "Hast du nicht etwas vergessen?" Markus drehte auf dem Absatz herum und sah ...