1. TABU


    Datum: 25.03.2021, Kategorien: Erstes Mal

    ... hatte. Gut gelaunt rutschte ich daher von seiner Tischkante herunter, um mich wieder an die ganze Klasse zu wenden.
    
    "So, meine Damen und Herren, nachdem wir das also geklärt haben, würde ich vorschlagen, dass wir nun mit dem Unterricht beginnen."
    
    Aus den Gesichtern der Schüler sprach mir allgemeine Zustimmung entgegen. Zumindest gab es kein Getuschel mehr, sondern nur noch aufmerksame Schülerinnen und Schüler, die gespannt auf meine nächste Ansage warteten. Das Eis war also gebrochen, ehe der Unterricht überhaupt begonnen hatte. Ganz so, wie ich es mir erhofft hatte! Aus meiner Handtasche zog ich einen Stapel gefalteter Namensschilder hervor, die ich bereits vor der ersten Unterrichtsstunde mit Hilfe der Liste vorbereitet hatte, die mir von Frau Glasius, der Schulsekretärin ausgehändigt wurde. Das erste Namensschild war mein eigenes. Gut sichtbar stellte ich das Schild, auf dem "Bianca Unger" in geschwungener Schrift geschrieben stand, auf mein Lehrerpult, ehe ich mir die Schilder mit den Namen meiner Schüler vornahm.
    
    Laut las ich die Namen vor und platzierte die Namensschilder jeweils direkt vor derjenigen oder demjenigen, der sich meldete. Auf diese Weise hoffte ich, mir die einzelnen Namen der Schüler besser merken zu können, als wenn sich jeder in der Klasse ein selbstgemaltes und womöglich nur schwer leserliches Schild vor sich auf den Tisch gestellt hätte. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit, mit jedem der Kids bei Übergabe seines Namensschildes einen ...
    ... freundschaftlichen Augenkontakt herzustellen und mir das dem jeweiligen Namen zugehörige Gesicht einzuprägen. Es wäre einfacher gewesen, ich hätte zu jedem Schüler ein Foto gemacht, allerdings wusste ich, dass man in solchen Fällen mit wütenden eMails einzelner Helikopter-Eltern rechnen musste, die hierin einen Angriff auf die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder witterten.
    
    Nachdem ich alle Schilder verteilt und mir einen Großteil der Gesichter mit ihren zugehörigen Namen gemerkt hatte, wandte ich mich zufrieden lächelnd an die Klasse. "Nachdem wir also in dieser Klasse keinen Kevin und keine Chantall haben, startet das neue Schuljahr schon mal recht vielversprechend!"
    
    Wieder brach ein lautes Gelächter los und es dauerte eine ganze Weile, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Jeder schien einen Kevin oder eine Chantall zu kennen, über die sich jetzt erst einmal mit den jeweiligen Sitznachbarn ausgetauscht werden musste, ehe die Klasse mir wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte.
    
    "Also gut, dann kommen wir jetzt zu etwas Ernsterem" ergriff ich wieder das Wort. "Wer von euch hatte oder hat Probleme mit dem Fach Mathematik?"
    
    Fragend blickte ich in die Runde, registrierte jedoch keinerlei Handzeichen. Einige Schüler sahen aus dem Fenster oder an mir vorbei auf die Tafel, als hätten sie meine Frage überhört.
    
    "Gut, da sich niemand von euch angesprochen fühlt, darf ich also davon ausgehen, dass ihr alle im letzten Schuljahr eine eins, eine zwei oder wenigstens eine drei in Mathe ...
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