MachtSpiele Teil 1
Datum: 21.01.2019,
Kategorien:
Romantisch
... Bronzetür erreicht. Pera öffnet sie und wir gelangen in einen Weinkeller. Dort stehen neben großen Holzfässern auch riesige Stahltanks. Die kurze Pause, die in unserem Gespräch entsteht, weil wir den Raum wechseln, kommt mir sehr gelegen. So erhalte ich Gelegenheit, über das Gesagte ein wenig länger nachzudenken.
"Hier reift der Wein der letzten Ernte", meint er.
Er führt mich durch einen weiteren Gang in einen dahinterliegenden Raum. In einer ebenfalls in den Stein gehauenen Halle lagern unzählige Barrique-Fässer. Sie stehen eines neben dem anderen in fünf ewig langen Reihen da. In diesem Raum müssen riesige Mengen an Wein lagern.
Pera geht lässig auf eines der Fässer zu, nimmt einen dünnen, durchsichtigen Silikonschlauch, zieht den Korken aus dem Fass und führt den Schlauch durch die Öffnung ein. Er greift neben sich und hält auch schon zwei Weingläser in der Hand. Offenbar hat er diesen Besuch im Weinkeller geplant und gut vorbereitet. Pera schiebt sich das eine Ende des Schlauches in den Mund, saugt daran, bis die rote Flüssigkeit fast das Ende erreicht, beugt sich mit dem Glas weit nach unten und lässt den Wein zuerst in das eine und dann in das zweite Glas rinnen. Anschließend hält er den Schlauch in die Höhe, damit der restliche Wein, der sich noch im Schlauch befindet, zurück ins Fass rinnt. Pera zieht ihn anschließend heraus und legt ihn zur Seite. Er verschließt dann beinahe andächtig das Fass. Erst dann reicht er mir eines der beiden Gläser.
"Das ...
... ist ein San Giovese von 2014. Ein wunderbarer Tropfen", erklärt er. "Prost!"
"Prost!", antworte ich.
Wir erheben beide das Glas. Während ich sofort einen Schluck nehme und den Geschmack prüfe, hält Pera das Glas zuerst gegen das Licht und begutachtet zunächst die Farbe, dann saugt er den Geruch ein, schwenkt den Wein im Glas und riecht erneut daran. Erst danach schlürft er den Wein geräuschvoll in den Mund und lässt ihn langsam die Kehle hinunterrinnen.
"Ein herrlicher Tropfen, nicht wahr?"
"Er schmeckt vorzüglich", bestätige ich.
Wir nehmen beide einen weiteren Schluck. Keiner von uns sagt zunächst ein Wort. Ich lasse mir das, was er vorhin erklärt hat, noch einmal durch den Kopf gehen. Ist es wirklich so einfach, wie er es darzustellen versucht? Kaum zu glauben! Ich kann aber andererseits auch keinen Haken an der Sache finden. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Pera scheint mein Nachdenken zu respektieren und sagt erstmal gar nichts. Er scheint Geduld zu haben und tut als würde er den Wein genießen.
"Sie haben erwähnt, der Geheimbund verfolge zwei Ziele. Was ist das zweite?", erkundige ich mich.
Pera schaut mich an, schmunzelt und lässt eine Pause entstehen. Ich kann ihn nicht einschätzen. Entweder er ist zufrieden mit sich, dass er mich so weit hat, dass ich den ersten Punkt bereits abgehakt habe oder er muss überlegen, wie er sich ausdrücken soll.
"Wir genießen schöne Dinge", beginnt er.
"Wie den Wein?"
"Auch den Wein. Vor allem aber ...