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Club Funtasie
Datum: 15.12.2021, Kategorien: BDSM
... Blick des Bankers, Lehrers oder Landrats, was auch immer er sein mag, über meinen Körper wandern. Es tangiert mich nicht im Geringsten. Ja, es gab zu Anfangs eine Zeit, da wurde ich nervös, wann immer mich ein Kunde abgecheckt hat. Damals habe ich mich gefragt, ob er zu einem der Securitys geht und nach meinem Preis fragt, nur um dann abgewiesen zu werden. Es fühlte sich seltsam an, Teil der Auslage zu sein, aber dann auch wieder nicht. Als ich schließlich mit Cheffe meinen kleinen Deal an der Seite abgemacht hatte, wurde es eher eine Art Würfelspiel. Ene-mene-muh, auf welchen Kink stehst du? Der Herr Studienrat, wie ich ihn soeben in meinem Kopf getauft habe, fragt sich definitiv, wie viel ich koste. Aber er würde niemals den Mund aufmachen, um die Frage tatsächlich zu stellen. Ich lächle ihn unverbindlich an, worauf er mit amüsanter Erleichterung reagiert. Er will es gar nicht wissen, möchte seinen Schnaps lieber von einer redlichen Bedienung wie mir eingeschenkt kriegen, die nicht für den nächsten Bieter die Beine breit macht. Wenn du wüsstest, Herr Studienrat. Redlich war vorbei, als ich aus meiner Wohnung geworfen wurde. Von wegen Eigenbedarf. Der Ehemann der Frau Vermieterin kam eines Abends mit seinen Kumpanen durch die Tür des Clubs und warf nur einen Blick auf mich. Wiedererkennen -- Einsortieren -- im Geiste die erboste Kündigung schreiben. Elende heuchlerische Spießer. Im Puff saufen und vögeln ist das eine, aber eine vermeintliche Hure im eigenen Haus? ...
... Undenkbar! Die Wut kocht in mir hoch, und ich kann nichts dagegen tun. Gedanken kreisen in meinem Kopf, ich steigere mich in den Teufelskreis aus widrigen Umständen, Verzweiflung, Erniedrigung und Wut hinein. Erst als das Glas in meinen Händen ein gefährliches Knacken von sich gibt, fange ich mich und trete einen mentalen Schritt zurück. Ich will mich gerade für das Selbstmitleid schimpfen, als ein bekanntes Augenpaar das meine trifft. Tom. Ausgerechnet jetzt, in genau diesem Moment, sehe ich Tom. Die schweren Samtvorhänge, die den Main Floor an jedem anderen Tag umgeben, sind zugunsten der Akustik zusammengerafft und zur Seite gebunden, womit sie den Blick auf die schmalen Fenster auf Höhe des Gehsteigs freigeben. Dort hockt er und blickt suchend in meine Richtung. Ich kann das Grinsen nicht verhindern, das sich über mein Gesicht stiehlt, als er mich entdeckt und winkt. Keine Minute später steht er vor mir. Die Ellenbogen auf die Theke gestützt, sieht er mich mit einem diebischen Grinsen an. Ich bin schon dabei, ihm seinen üblichen Drink zu mixen, da fällt sein Blick auf das Steinchen an meinem Hals. Sofort geht die Stirn in ein enttäuschtes Runzeln über. Ich wende ihm den Rücken zu und komplettiere den White Russian. Mit einem kurzen Horchen in mein Inneres stelle ich fest, dass ich den Jazz in den letzten Minuten ziemlich erfolgreich verdrängt habe und deutlich entspannter bin. Womöglich ist das auch einfach seinem Auftauchen zu verdanken, aber so genau muss ...