1. Das Haus im Venn


    Datum: 30.01.2019, Kategorien: Romantisch

    In den letzten Wochen wurde ich immer unruhiger. Mein Umfeld musste darunter leiden. Die Mitmenschen waren schon ziemlich genervt von mir und ich hielt es ebenfalls nicht mehr aus. Irgend etwas trieb mich raus. Ich musste wieder wandern gehen. Es ist so eine Art innerer Instinkt, der mich immer wieder dazu antreibt, meine Sachen zu packen und einfach los zu laufen.
    
    Nach Jennys Meinung ist es allerdings eher eine Flucht. Sie ist der Überzeugung, dass ich vor etwas davon laufe.
    
    Das Laufen bringt mir innere Ruhe. Es gibt nur wenige Dinge zu tun. Einen Schritt vor den anderen setzen, nach etwas zu Essen Ausschau halten und einen Platz zum Schlafen zu finden. So einfach kann das Leben sein. Und bei jedem Schritt konnte man etwas neues entdecken oder auch andere Menschen kennen lernen.
    
    Jetzt war es wieder soweit. Obwohl es schon November war, war es noch relativ warm. Also gönnte ich mir ein paar Urlaubstage, suchte ein bisher unbekanntes Ziel und packte meine Sachen. Das Ziel war schnell gefunden: Von Aachen nach Trier würde ich laufen. Quer durch den belgischen Nationalpark Hohes Venn und ein Teilstück über den GR 56. Die Wege dort waren sicher nicht so überlaufen, wie der Eifelsteig. Mit dem Zug würde ich in drei Stunden in Aachen sein und konnte von dort bequem loslaufen und zurück kam ich ebenfalls mit der Bahn von Trier aus.
    
    Die Wettervorhersage für die Gegend war für die nächsten Tage auch okay und so packte ich schnell meine Sachen. Ich war nun schon seit ...
    ... einigen Jahren darin geübt, mit leichtem Gepäck zu laufen und nur das Notwendigste mitzunehmen. Neben der jahreszeitlich angepassten Kleidung gehörte dazu ein Notfallpäckchen und natürlich die universelle Notfallkarte. - Von den meisten anderen Menschen einfach Kreditkarte genannt. Damit konnte man den Bus oder das Taxi bezahlen, wenn es mal gar nicht mehr mit dem Laufen ging. Man bekam auch eine Übernachtung und etwas zu Essen. Zumindest in Mitteleuropa funktionierte das meistens.
    
    Mein Zug fuhr pünktlich am nächsten Morgen um acht Uhr los und um elf Uhr war ich in Aachen. Heute würde ich noch hier bleiben und mir die Stadt ansehen und dann morgen in aller Frühe aufbrechen. Mein Gepäck deponierte ich in einem preiswerten Budgethotel, das ich kurz vorher gebucht hatte und ging auf Stadttour. Am Abend suchte ich mir ein schönes Restaurant und gönnte mir ein üppiges Abendessen mit einem guten Wein. Wer weiß, was es in den nächsten Tagen gibt, wobei Belgien durchaus eine gute Küche und gutes Bier hat.
    
    Der erste Lauftag verging damit, aus der Stadt raus zukommen und einen Rhythmus zu finden. Ich schaffte es bis Raeren. Somit war ich schon in Belgien und hatte es tatsächlich schon bis an den Rand des Hohen Venns geschafft. Was ich aber etwas unterschätzt hatte, war, dass es doch schon relativ früh dunkel wurde. Dadurch stand mir deutlich weniger Zeit für meine Tagesetappen zur Verfügung, als ich geplant hatte. Morgens früh bei Dunkelheit loslaufen ist kein Problem. Man geht dann in ...
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