1. Das Haus im Venn


    Datum: 30.01.2019, Kategorien: Romantisch

    ... den hellen Tag hinein. Aber am Abend in die Dunkelheit laufen, kann schnell zu einer Herausforderung werden.
    
    Am nächsten Tag wurde die Landschaft immer rauer und einsamer. Der Wald bestand meist aus dunklen Fichtenmonokulturen und über die freien Moorflächen pfiff der Wind empfindlich kalt. Die Dörfer wurden seltener und kleiner. Man sah den alten Häusern an, dass hier jahrhundertelang Not geherrscht hatte. Und wenn es den Menschen einmal besser ging, wurde die Landschaft durch Kriege verwüstet. Überall gibt es noch Spuren davon zu sehen, wenn man sie lesen kann. Als ich am Abend in einem kleinen Landgasthof unterkam, war der Wirt erstaunt, dass ich um diese Jahreszeit noch als Wanderer unterwegs war. Eindringlich riet er mir, auf das Wetter zu achten. Wintereinbrüche sind hier nicht selten. Außerdem erklärte er mir, dass ich wahrscheinlich am nächsten Tag um die dreißig Kilometer laufen müsste, um wieder eine Unterkunft zu finden. Um diese Jahreszeit hatten viele Saisonunterkünfte schon geschlossen und durch CoVid19 hatte das eine oder andere Hotel ganz aufgegeben. Damit hatte ich zwar gerechnet, aber es nochmals so gesagt zu bekommen, ist schon etwas anderes.
    
    Als ich am nächsten Morgen sehr früh losging, gab der Wirt mir ein großes Lunchpaket mit und wir glichen die Routenempfehlung in meiner Karte mit seiner Erfahrung ab. Es war gerade am Dämmern und über die Moorflächen zog ein kalter unangenehmer Nebel. Ich war froh, unter meiner Outdoorjacke ein Wollshirt zu ...
    ... tragen. Als es dann endlich hell wurde, war es ein grauer und trüber Tag und der Nebel ging in ein ständiges Nieseln über. Ich dachte nur 'Vielen Dank an die Wettervorhersage'. Aber somit war auch klar, wie der Tag verlaufen würde: Laufen und in Bewegung bleibe, damit mir nicht kalt wurde. So würde ich auch die dreißig Kilometer schaffen. Also trottete ich stumpf vor mich hin. In dem Grau in Grau gab es heute leider nicht viel zu sehen. Die Landschaft hatte sich vor mir verborgen. So ging ich voran und hing meinen Gedanken nach. Irgendwann am frühen Nachmittag hatte ich das Gefühl, mehr auf den Weg achten zu müssen und als ich das GPS einschaltete, musste ich feststellen, dass ich nicht mehr auf dem Weg war, den ich heute eigentlich laufen wollte. Irgendwo hatte ich wohl eine Abzweigung verpasst. Das passiert, wenn man nicht konzentriert auf seinen Weg achtet.
    
    Jetzt galt es gut zu überlegen. Schnell hatte ich festgestellt, dass ich nach meiner kleinen Mittagsrast eine Abzweigung übersehen haben musste. Es waren vielleicht nur zweieinhalb Kilometer, aber zurücklaufen war keine Option, denn dann waren es schon fünf Kilometer und die würden mich sicher eineinhalb Stunden kosten. Soviel Zeitreserve hatte ich heute nicht mehr. Also suchte ich ein neues Ziel. Bei strammem Tempo konnte ich bevor es dunkel wurde noch ein Dorf erreichen, das vielversprechend aussah. Den Rucksack wieder über die Schultern werfen und loslaufen waren eins. Nun kontrollierte ich auch öfter, ob ich nicht nur ...
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