1. Walhalla


    Datum: 10.03.2022, Kategorien: Romantisch

    ... wie ich mich mit dir einlassen konnte."
    
    "Verstehe, du bereust es. Ich nicht, du bläst wie der Teufel."
    
    "Danke für das Kompliment. Ich meine nur, reden wir jetzt die ganze Zeit nur über Sex, und was du mit mir anstellen willst?"
    
    "Natürlich nicht. Es geht darum, was du mit mir anstellen willst. Davon ab, du hast heute gleich deine erste Schlacht, wehrte Kriegerin."
    
    "Schlacht?"
    
    "Du rufst deine Mutter an, und bittest sie hierher, damit du ihr persönlich erklären kannst, was mit dir ist und vielleicht geschieht."
    
    "Ich weiß nicht, ob ich das kann."
    
    "Du weißt es, und du wirst."
    
    "Du kannst dir nicht vorstellen, wie fertig sie war, als mein Vater gestorben ist."
    
    "Erzähle es mir. Und wie es dir dabei ging."
    
    Wir redeten fast den ganzen Vormittag. Das heißt, ich ließ sie erzählen. Sie weinte viel. Schaffte es zuzulassen, dass sie den Schmerz vom Verlust ihres Vaters noch einmal spürte. Ich wusste aus eigener Erfahrung, wie reinigend das sein kann. Das war es bei ihr auch.
    
    Sie kam gestärkt heraus. Gegen Mittag rief sie ihre Mutter an und lud sie zum Kaffee bei uns ein. Sie erzählte mir viel über sie in den Stunden, in denen wir auf sie warteten. Ursula war nur ein paar Jahre älter als ich, eine Tatsache, die sie peinlich zu berühren schien.
    
    Natürlich ging sie davon aus, dass ich der Grund dieser Zusammenkunft war. Ich lächelte sie nur an, was sie verunsicherte, also widmete sie sich ihrer Tochter.
    
    "Schön habt ihr's hier. Aber entschuldige ...
    ... Judith-Schatz, du siehst ganz schrecklich aus. Blass und müde... hast du abgenommen?"
    
    "Ja, Mama", antwortete ihre Tochter, die mir noch einen letzten Blick zuwarf. "Das hat einen Grund. Ich habe Leukämie, akute Leukämie."
    
    "Oh mein Gott, nein, Kind...", brachte Ursula noch heraus, bevor sie in Schluchzen ausbrach. Dann nahe mit ihrem Stuhl heranrückte und Judith in ihre Arme schloss.
    
    Es dauerte eine Weile, bevor sie sich beruhigt hatte, und die Fragen stellte, die sie bewegten.
    
    "Was haben die Ärzte denn gesagt? Musst du ins Krankenhaus? Haben sie schon mit der Behandlung begonnen?"
    
    "Ja, ich bekomme Chemo. Am Donnerstag die letzte Infusion meiner ersten Runde. Dann gibt es eine Pause, und dann bekomme ich wohl Tabletten."
    
    "Und geht es dir denn schon besser? Hilft dir die Chemo-Therapie?"
    
    "Im Moment habe ich hauptsächlich mit den Nebenwirkungen zu kämpfen. Was und wieviel das gebracht hat, erfahre ich dann nächste Woche."
    
    Sie ließ ihrer Mutter noch Zeit, damit zurechtzukommen.
    
    "Mein Onkologe sagt aber auch, dass die Aussichten auf eine echte Verbesserung oder Heilung verschwindend gering sind. Ich werde sterben, Mama."
    
    "Judith, nein..."
    
    Da saß meine Kriegerin, spendete ihrer verzweifelten Mutter Trost, hochaufgerichtet, stark und unbeugsam. Wie sehr hatte sie sich vor diesem Moment gefürchtet. Der ihr naheging, natürlich. Aber der sie nicht untergehen ließ, sondern der sie weiter stärkte.
    
    Es dauerte eine ganze Zeit, bevor Ursula aus dem tiefen Loch ...
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