1. Walhalla


    Datum: 10.03.2022, Kategorien: Romantisch

    ... anzustarren, schelmisch an. Seine Mutter beeilte sich zu bezahlen und riss ihn förmlich weg. Die ältere der beiden Verkäuferinnen sprach mich an.
    
    "Ein Baguette, ein Weltmeisterbrot... wollen wir Kuchen mitnehmen?"
    
    Oh, Judith. Wie in Trance fixierte sie die vielleicht zwanzigjährige hübsche Türkin, die nun auch die letzte Kundin bedient hatte, und sich gegen die Arbeitsfläche mit den Kaffeemaschinen lehnte.
    
    "Gern. Ich kann jetzt deine Obsession verstehen."
    
    "Du meinst mit Lecken? Ja, da geht nichts drüber. Wonach wäre dir denn... hier gibt es ja einiges an Auswahl."
    
    Der Blick der älteren Verkäuferin wurde zusehend finsterer, und ihr Gesicht lief rot an.
    
    "Genau. Das Gefühl einer Möse an der Zunge, der Geschmack... unfassbar geil. Wonach mir wäre...", sinnierte sie, während sie sich die Lippen leckte und die junge Frau anschaute, wie eine Schlange das Kaninchen. "Was würdest du mir empfehlen?", sprach sie sie direkt an.
    
    Die kleine Schönheit brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. Dann grinste sie los.
    
    "Wie wäre es denn mit Pflaumenkuchen?"
    
    Sie erntete dafür einen bösen Blick ihrer Kollegin, aber ein Grinsen von uns Kriegern.
    
    "Pflaume klingt gut."
    
    "Zwei Stück Pflaumenkuchen dann bitte noch."
    
    Eigentlich schade, dass wir dann zahlen mussten und so das Blickgefecht zwischen Judith und dem jungen Mädel ein Ende fand. Judiths Augen leuchteten überirdisch schön, als wir die Bäckerei verließen. Der Geschmack der Freiheit des Kriegers setzte ...
    ... schon Einiges in ihr frei. Oder war es der von Doros Möse?
    
    "Was grinst du so vor dich hin, Alter?"
    
    "Ich freue mich über deine rasante Entwicklung. Es ist eine Ehre und großes Vergnügen, mit dir zusammen zu sein."
    
    "Ich mach dir Spaß. Du machst mir auch Spaß, Björn. Ich fange an zu begreifen, was es bedeutet, eine Kriegerin zu sein."
    
    "Nicht begreifen, das hilft dir überhaupt nichts. Einfach handeln, wie du es den ganzen Tag schon getan hast. Du bist auf dem richtigen Weg."
    
    "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe."
    
    "Wenn du glaubst, es zu begreifen, setzt du dir ein Muster, und versucht darin zu handeln und zu denken. Das geht nicht. Krieger zu sein bedeutet, sich von allen Mustern zu lösen. Gelingt dies, bis du in Walhalla."
    
    "Sich von allen Mustern lösen... das kann man doch gar nicht, wie soll das gehen?"
    
    "Es ist nicht eine Frage des Könnens, sondern einfach des Tuns."
    
    "Aha. Geht es auch präziser?"
    
    "Ganz einfach. Vorhin bist du halbwegs ungewollt auf Doros Möse gestoßen. Weil sie da war, hast du sie geleckt. Nicht, weil das von dir als Kriegerin zu erwarten wäre. Sondern, weil es etwas ist, was Kriegerinnen tun."
    
    "Hm. Setzt du den Kaffee auf?"
    
    "Bau doch mal einen, damit du ordentlich Appetit bekommst."
    
    "Den habe ich schon. Warte mit dem Kaffee. Komm zu meinem Stuhl und leck mich. Ich baue dabei einen."
    
    Schau an, sie hat es verstanden. Das lässt doch hoffen. Eigentlich gab es nie einen Zweifel in mir, dass sie nach Walhalla gelangen ...
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