Walhalla
Datum: 10.03.2022,
Kategorien:
Romantisch
... Tränen herunter. Die zurückkehrende Judith nahm sie in den Arm und tröstete sie. Das tat sie auch an dem folgenden Donnerstag. Nicht kompatibel. Beide nicht.
"Es tut mir leid. Wir setzen unsere Bemühungen, einen geeigneten Spender zu finden, fort. Es ist... die letzte Chance. Das Ergebnis der bisherigen Behandlung gibt leider keinen Grund zum Optimismus. Für den Moment scheint die Gefahr der Metastasen-Bildung verringert. Wir haben die Entwicklung insgesamt aber nicht aufhalten können. Keine Remission."
"Wieviel Zeit bleibt mir?"
"Das lässt sich so genau nicht bestimmen."
"Ich kann mit der Wahrheit umgehen."
Er seufzte.
"Nur wenige Monate, vielleicht auch nur Wochen. Wir tun, was wir können."
Ursula brach jetzt zusammen. Wir nahmen die verzweifelte Frau in unsere Mitte. Es dauerte lange, bis sie sich aus ihrem Weinkrampf löste. Sie konnte an diesem Tag nicht alleine bleiben. Wir nahmen sie mit zu uns, und ließen sie bei uns übernachten.
In dem Gästezimmer, in dem Judith tatsächlich nicht mehr als fünf Minuten verbracht hatte. Unser Angebot, bei uns mit im Bett zu schlafen, schlug sie aus.
"Hoffentlich kann sie bald einschlafen. Sie ist völlig fertig", sorgte sich die Kriegerin.
"Es war ein Schock. Sie klammerte sich an ihre Hoffnungen."
"Ein kleiner Teil von mir auch."
"Ich weiß. Du weißt, dass ich mit dir brutal ehrlich bin. Dieser Teil muss gehen, der sich noch auf dein altes Leben und deine alten Hoffnungen stützt. Du hast mich lieben ...
... gelernt, nun wirst du mich hassen lernen. Ich werde dich völlig überfordern. Ich werde dir keine Chance lassen, dich auf irgendetwas Bekanntes zurückzuziehen. Ich werde alles aus dir hervorholen, was du noch als dein Ich begreifst. Ich werde es niedermetzeln, bis nur noch die Kriegerin überbleibt. Das unbeugsame Etwas, dem eine momentane Existenz nicht nur ausreichend ist, sondern eine unerträgliche, aus sich selbst quellende Fülle, die sich zeitlos fortsetzt. In alles und jeden übergreift. Du, Judith, wirst Walhalla mit eigenen Augen sehen."
"Was macht dich so sicher?"
"Du machst mich so sicher."
"Schlaf mit mir. Jetzt."
"Dir ist nicht mehr übel?"
"Das spielt keine Rolle. Lieb mich einfach. Ich will mit dir vereint sein. Nicht mehr und nicht weniger."
"Das nehme ich dir nicht ab. Du willst kommen. Sollst du. Wirst du. Wenn ich es für richtig halte."
"Immer diese leeren Drohungen. Hey, sag mal, rennst du eigentlich immer mit 'nem Ständer rum, oder geht es bei dir wirklich so schnell?"
"Ein bisschen von beidem. Du wirst bald wissen, warum. Stört dich das?"
"Ich bin die Letzte, die sich beschwert. Ah... und jetzt bitte andachtsvolle Stille."
"Du möchtest dich gern unterhalten? Ich könnte dir ein paar Anekdoten aus meinem Leben erzählen. Einmal, in Istanbul, traf ich eine vorgeblich blonde Bulgarin..."
"Geht das schon los, mit der Hass-Erziehung?"
"Stimmt, du wolltest geliebt werden. Du hast Glück, das kommt meinen Plänen entgegen. Wir können ...