1. Chaos-Akt am Freitag


    Datum: 07.02.2019, Kategorien: Kunst,

    ... hat. Schön, das freut mich für sie.
    
    Und einer der Studenten hat wohl meine Kritik am Zustand der Luft angenommen und öffnet jetzt das Fenster ganz weit. Vielleicht ist er auch schuldbewusst, weil er einen kleinen Pups abgelassen hat? Wer weiß?
    
    Das offene Fenster aber freut mich sehr. Das passt genau in meine Ziele und Absichten.
    
    Ich gehe also in die Küche und lasse die Kathrin allein unter den Wölfen zurück. Die packt das schon, da bin ich mir jetzt ganz sicher. Nach einer guten Viertelstunde trudelt auch die Nelly mit drei vollen Einkaufsbeuteln wieder ein. Sie hat alles bekommen, was ich ihr aufgeschrieben hatte. Wein, Würstchen, Steaks, Gemüse, Südfrüchte, Toastbrot, Brötchen, Bier und auch Baguette. Sie hatte ganz schön zu schleppen, und als sie herein kam und mich da nackt in der Küche stehen sah, ließ sie fast vor Schreck die Beutel fallen. Ich konnte gerade noch schnell zupacken.
    
    „Was ist denn hier los? Sind denn jetzt hier alle nackt? Muss ich mich jetzt etwa auch…?“
    
    „Nein Nelly, hier bei uns muss niemand was müssen. Aber man darf dürfen, wenn man will. Wie findest du übrigens diese Luft heute? Diese Wärme, dieser frische Duft überall. Ich kann einfach nichts mehr am Körper vertragen. Ich hoffe, dass es dich nicht stört. Kathrin ist oben im Atelier. Alles OK mit ihr. Ich bereite jetzt für uns alle unten im Garten eine Grillparty vor. Hilfst du mir dabei, Nelly?“
    
    „Na gerne doch, Desiree. Ich bin ja schon feste mit dabei, wenn ich nicht irre? Aber ...
    ... willst du wirklich so, wie du jetzt bist, runter in den Garten? Ich kann es einfach nicht glauben.“
    
    „Warum denn eigentlich nicht? Was ist denn schon dabei, Nelly?“
    
    Ich zucke verständnislos mit den Schultern und lasse absichtlich meine Brüste wippen und pendeln.
    
    „Aber man kann doch von der Straße aus ganz offen in euren
    
    Garten hineinsehen. Da willst du wirklich so nackt herumlaufen? Ich glaube es einfach nicht.“
    
    „Na, dann komm doch einfach mit, Nelly, dann wirst du es sehen.“
    
    Nelly kennt unseren Garten noch nicht richtig. Es stimmt zwar, dass der obere Teil von der Straße aus über die niedrige Hecke gut einsehbar ist, aber in unserem Garten verbergen sich auch noch einige Geheimnisse, die sie nicht kennt. Zwar könnte man auch über den Keller ganz ungesehen in den unteren Teil unseres Gartens gelangen, aber ich gehe mit ihr absichtlich durch die Vordertür, über den kleinen, zu ebener Erde liegenden Rasen, den man von der Straße einsehen kann. Wir teilen uns die zu tragenden Beutel. Ich bleibe nackt und Nelly bleibt ungläubig. Wir treten durch die Haustür und gehen über den Gartenweg zu der kleinen Reihe von Buchsbäumen am hinteren Rand. Die wenigen Leute, die sich auf dem Bürgersteig bewegen und die zwei Autos, die gerade vorüber fahren, stören mich nicht. Ich weiß aus Erfahrung, dass die meistens gar nichts mitkriegen. Und wenn, dann ist es mir auch egal. Die Reaktion ist höchstens mal ein freundliches oder belustigtes Lächeln. Das gebe ich ihnen dann auch gerne ...
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