1. Die Agentur 02


    Datum: 02.08.2022, Kategorien: BDSM

    ... Flurlampen zu ihr herab schien, verwundert. Lag er schon im Bett? Gewiss war er noch wach, und vielleicht würden sie heute noch einmal miteinander schlafen. So lange hatten sie das nicht mehr getan ... Es mussten Monate gewesen sein, in denen ein kleiner Vibrator ihr näher gewesen war als Thomas.
    
    Marie hatte im Wohnzimmer gestanden und kritisch an sich herabgesehen. Das weiße Sommerkleid mit dem Blumenmuster endete über ihren Knien. Dezente Goldreifen schimmerten an ihren Handgelenken und um ihren Hals lag die Kette mit dem grünen Stein, den er ihr zu ihrem Dreißigsten geschenkt hatte. Der Ausschnitt war tief genug, um verführerisch zu wirken, ohne billig zu sein, und der Stoff war um ihre Brüste herum eng geschnitten. Auch, wenn sie nach dem langen Tag nicht die Frischeste war - sie sah zum Anbeißen aus und war sich dessen absolut bewusst. Sie fasste den Plan, ihren Mann, mochte er schlafen oder nicht, zu verführen. Marie hatte es bitter nötig.
    
    Ohne die Schuhe auszuziehen, schritt sie die geschwungene Treppe zur Galerie hinauf. Auf dem teuren Teppich machten die Absätze keine Geräusche. Sie drehte den Knauf zum Schlafzimmer herum, trat ein, und ...
    
    Die Marie von heute, die auf dem Bett ihrer kleinen Wohnung lag, schloss langsam die Augen. Eine Träne rann über ihre Schläfe in ihr Haar. Selbst jetzt tat es noch weh, daran zu denken. Sie hasste sich dafür, dass sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte, und verachtete sich dafür, dass sie nicht die Stärke ...
    ... hatte, die Erinnerung zu verdrängen. Die Bilder liefen wie ein Film vor ihrem inneren Auge und sie war unfähig, wegzusehen. Er war völlig nackt gewesen, nackt wie Gott ihn geschaffen hatte und wie vermeintlich nur Marie ihn bisher gesehen hatte. Er lag auf dem Rücken in ihrem Ehebett, sein trainierter Körper hatte schwitzig geglänzt. Auf ihm, in der Hocke, war Céline. Diese verdammte Céline aus seinem Büro, seine persönliche Assistentin, ein junges, scharfes Flittchen von vielleicht fünfundzwanzig Jahren. Ihr Körper wirkte zierlich, die Hüften fest und kein Gramm fett zuviel. Marie hatte alles sehen können. Célines bebende Brüste, das Zittern ihrer Arme, mit denen sie sich mühsam nach hinten abstützte. Das Tattoo eines Vogels, mit bunten Farbtupfern unterlegt, auf ihrem Oberschenkel. Der harte Schwanz ihres Ehemannes, verschlungen von den glattrasierten Schamlippen. Der ganze Raum hatte nach Sex, nach Lust, nach Geilheit gerochen. Es war animalisch gewesen.
    
    Das Licht der Flurlampen strömte über Maries Schultern hinein in den verruchten Raum, der nur von einer einzelnen Kerze auf einer Kommode überhaupt beleuchtet wurde. Wie ein Suchscheinwerfer drängte sich die Helligkeit über die Körper der Liebenden und tauchte sie in ein Schattenspiel. Marie stand einfach nur da, und die beiden wurden langsamer. Völlig passiv war sie in der Türe festgewachsen, unfähig, eine Regung zu zeigen. Ihr Kopf war leer. Da waren nur noch Scherben - Scherben eines Bildes, das zersprungen war und ...
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