Mangel an Respekt
Datum: 26.02.2019,
Kategorien:
Hausfrauen
... Ich werde dich morgen Abend um 20 Uhr anrufen. Wenn du das Telefonat annimmst, erzähl mir bitte keinen Scheiß, sondern nur die Wahrheit. Für Halbwahrheiten und für das Verschweigen von Fakten ist es schon lange zu spät. Dirk."
Christel fühlte die Kälte, aber auch die Trauer, die von diesen wenigen Sätzen ausgingen. Diese Gefühle minderten ihre Freude darüber, dass sich Dirk gemeldet hatte und sie Gelegenheit bekommen sollte, ihm ihr Verhalten zu erklären. In den 18 Jahren ihrer Ehe hatte es noch nie solch einen heftigen Streit zwischen ihnen gegeben. Sie wusste, dass die Gefahr bestand, dass ihre Ehe daran zerbricht. Was sollte sie ihm sagen? Was erwartete er von ihr? Wie viel wusste er über ihre Beziehung zu Florian? Sie musste mit Sonja sprechen.
Sonja nahm das Telefonat entgegen. „Hallo Ehebrecherin, hast du gut geschlafen?", fragte sie schonungslos und provokativ ihre Freundin. Christel ging über diesen verbalen Angriff hinweg und sagte nur: „Dirk hat mich angerufen. Er will mir morgen Abend telefonisch Gelegenheit geben, mich ihm zu erklären. Was soll ich ihm nur sagen? Hilf mir bitte!"
„Hast du schon vergessen, was ich dir gestern Nacht gesagt habe? Sag ihm alles und sag ihm die Wahrheit. Versuche nicht, sie zu beschönigen. Nimm die Schuld auf dich! Beantworte seine Fragen, ohne etwas auszulassen. Versuche, das Vertrauen, das du verspielt hast, wieder ein wenig aufzubauen. Sei aber nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt. Ich komme jetzt vorbei, dann üben wir ...
... das mal. Ich spiele Dirk, und ich werde es dir schwer machen, mich zurückzugewinnen. Bis gleich!"
Die beiden Frauen probten den ganzen Nachmittag. Sie versuchten zu erahnen, wie Dirk auf das, was Christel ihm sagen wollte, reagieren würde. Sie dachten sich jede Menge schwierig zu beantwortende Fragen aus, die er ihr stellen könnte. Sonja merkte im Laufe der Zeit, dass ihre Freundin immer noch die Option präferierte, dass ihr Mann überreagiert hätte. Sonja erklärte ihr anhand der Handlungen, die Christel selbst begangen hatte, wie sie Dirk emotional betrogen hatte. Sie versuchte den Schmerz zu beschreiben, den dieser Verrat in Dirk ausgelöst hatte.
Christel allerdings war bemüht, die eindringlichen Worte ihrer Freundin abzuschwächen, indem sie Sonja vorhielt, dass sie das alles doch nur aus der Theorie her kenne und dass sie vielleicht die falschen Prioritäten setzen würde. Für sie waren allein ihre Seitensprünge, als sie von Florian gefickt und geleckt worden war, der Verrat an Dirk und nicht der verschenkte Tanz.
Irgendwann, zu vorgerückter Stunde, gab Sonja auf, ihren Standpunkt zu verteidigen. Sie sah Christel an und meinte resigniert: „Ich garantiere dir, wenn du nicht zu deinen Verfehlungen im Tanzlokal stehst, diese vielleicht sogar verneinst, wirst du Dirk verlieren." Dann stand sie auf und bestätigte ihr, dass sie morgen Abend vor 20 Uhr zu ihr kommen wird, um sie moralisch zu unterstützen. Sonja umarmte zum Abschied ihre Freundin. Christel flüsterte: „Ich ...