1. Livias Lustblättchen


    Datum: 28.02.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... zu fragen. Dennoch war ich bitter enttäuscht gewesen. Nicht mal in erster Linie wegen mir selbst. Denn ich war eine recht starke Person, die sich zur Wehr setzen konnte und sich selbst in Extremsituationen selten unterkriegen ließ.
    
    Ich hatte gewusst, dass ich auch ohne eine Verurteilung klarkommen und wieder zur Normalität zurückfinden würde. Doch ich hatte ein Zeichen setzen und andere, die ihm vielleicht schlimmer ausgeliefert gewesen wären, mit meinem Gang zur Polizei, schützen wollen. Denn ich war der festen Überzeugung gewesen, dass das nicht das erste Mal gewesen war, dass er gewisse Grenzen überschritten hatte und es bei Gelegenheit auch wieder tun würde. Als ich dann auch noch einen Anruf von der Geschäftsführung erhalten hatte, die mir mitgeteilt hatten, dass sie meine schwierige Lage zwar verstehen konnten, es jedoch aufgrund des eingestellten Ermittlungsverfahrens, keinen Anlass dafür gab, meinem Chef zu kündigen und er lediglich an einem anderen Standort eingesetzt werden würde, hatte ich mich Gefühlt, als hätte man mir noch eine zweite Faust mitten ins Gesicht geschmettert.
    
    Er sollte scheinbar wirklich auf allen Ebenen davonkommen. Mein Frust und meine Ungläubigkeit darüber, wie so etwas einfach unter den Teppich gekehrt werden konnte, hatten dazu geführt, dass ich mich zumindest dafür entschlossen hatte, für mich persönlich ein Zeichen zu setzen, indem ich meine Kündigung einreichte. Denn das war in dieser Situation traurigerweise das Einzige gewesen, ...
    ... worauf ich noch Einfluss gehabt hatte. Als der Tag gekommen war, an dem ich mein Büro hatte ausräumen sollen, war ich anschließend in der Tiefgarage, vollgepackt mit meinen Kartons, auf dem Weg zum Auto in niemand geringeren hineingerannt als in meinen Ex-Chef höchstpersönlich.
    
    Dieser hatte sich von unserer plötzlichen, ungeplanten Begegnung keineswegs beirren lassen, sondern hatte einfach so getan, als ob wir uns gestern noch ganz normal im Büro gesehen hätten und dieses ganze Debakel nicht geschehen wäre. Er hatte mit gespielter Trauermiene auf meine gepackten Sachen geblickt und gesagt, dass es ein Jammer wäre, dass ein so vielversprechendes Talent wie ich, so schnell wieder in der Versenkung verschwinden würde. Dann hatte er mich angestrahlt und sich sogar noch freudig bei mir dafür bedankt, dass ich ihm dazu verholfen hatte, dass er nun arbeitstechnisch einen netten Tapetenwechsel bekommen würde, der ohnehin schon lange überfällig gewesen wäre und dass das Gebäude an dem anderen Redaktionsstandort sogar viel schöner und moderner wäre, sodass er sogar eine Klimaanlage in seinem Büro haben würde.
    
    Ich war absolut fassungslos gewesen, hatte innerlich vor Wut gekocht und eigentlich vorgehabt, ihn einfach zu ignorieren und ohne irgendeine Reaktion meinerseits stehen zu lassen. Doch es hatte mich zu sehr in den Fingern gejuckt, sodass ich meine Kartons auf den Boden geschmissen und ihn herablassend einen Moment begutachtet hatte, um dann die eine Frage zu stellen, die mir ...
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